Leitl lobt seine Spieler

"Der Ausgleich fällt zu früh": Das Kleeblatt verarbeitet das 1:4 beim FC Bayern

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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20.2.2022, 20:01 Uhr
Unglücklich: Wie im Hinspiel lenkt Sebastian Griesbeck (Dritter von links) den Ball ins eigene Tor ab. Es war die Führung für den FC Bayern.  

© Sportfoto Zink / HMB, Sportfoto Zink / HMB Unglücklich: Wie im Hinspiel lenkt Sebastian Griesbeck (Dritter von links) den Ball ins eigene Tor ab. Es war die Führung für den FC Bayern.  

Das kleine Kind mit dem Bayern-Schal wollte nicht nach Hause, doch so viel es auch quengelte, es half nichts. Als Robert Lewandowski in der 82. Minute zum zweiten Mal traf, da war das auch ein Signal - für manchen sogar zum Gehen. Also schnappte sich die Mama ihren Sohn und rannte die Treppen nach oben. "Das Spiel ist aus", sagte sie zum sehr traurig dreinblickenden Junior, der das alles nicht so recht fassen konnte.

Es wurde ja weiter Fußball gespielt auf dem grünen Rasen, sogar noch weitere elf Minuten lang. Im Grunde aber hatte die Mutter recht. Das 3:1 war tatsächlich die Entscheidung an diesem Sonntagnachmittag, der allerdings so gar nicht schön begonnen hatte für alle, die es mit dem FC Bayern halten. Fürths Trainer Stefan Leitl hatte lange gegrübelt, wie er dem Rekordmeister taktisch und personell begegnen sollte - und schickte dann einfach dieselben elf Spieler auf den Platz, die in der Vorwoche Hertha BSC mit 2:1 besiegt hatten.

Diese elf Spieler waren taktisch mal wieder sehr gut eingestellt auf ihren Herausforderer, verteidigten diszipliniert und sehr leidenschaftlich. Genau so also, wie es Leitl sich vorgestellt hatte. Auch nach dem frühen verletzungsbedingten Wechsel (Nielsen für Dudziak, 22. Minute). "Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte der Trainer, "wir wollten unangenehm sein, haben in der ersten Hälfte wenig Tiefe gegeben und unser Tor gut verteidigt." Die Bayern hatten im ersten Durchgang zwar 72 Prozent Ballbesitz, wirklich gefährlich wurde es aber nur selten.

Im weiten Rund wurden die Menschen mit jeder Minute ein bisschen nervöser, die Bayern-Fans schimpften, haderten - ihre Mannschaft tat sich gegen den Tabellenletzten enorm schwer. Zu hören waren nur die knapp 1500 Fürther oben unter dem Dach, die nach 42. Minuten ausgelassen feierten. Branimir Hrgotas Freistoß fälschte Marcel Sabitzer mit dem Knie ab, sodass der Ball unhaltbar für Sven Ulreich im Tor landete. 1:0 fürs Kleeblatt.

"Vielleicht ein bisschen glücklich" sei die Führung gewesen, befand Stefan Leitl - aber auch nicht gänzlich unverdient. Zur Pause träumte mancher im Gästeblock und sicher auch in der Kabine von der Sensation, vom ersten Auswärtssieg in dieser Saison. Und das beim FC Bayern. Doch mit ihrem mutigen Auftritt und dem Tor kurz vor der Halbzeit hatten die Fürther die Münchner geärgert. "Danach weißt du, was wahrscheinlich auf Dich zukommt", sagte Leitl - und durfte sich bestätigt fühlen.

Sein Gegenüber Julian Nagelsmann stellte um, nahm Verteidiger Omar Richards raus und brachte mit Eric-Maxim Choupo-Moting einen zweiten Angreifer. Die Umstellung machte sich bezahlt, bereits knapp 30 Sekunden nach Wiederanpfiff legte sich Serge Gnabry einen langen Ball hinter die Kette mit dem Kopf vor und gab nach innen, wo Robert Lewandowski ausglich (46.). "Es ist ärgerlich, dass der Ausgleich zu früh fällt", klagte Leitl. "Dann nimmt das Spiel eine andere Dynamik."

Mit dem 1:1 war auch all das, was sie in der Pause besprochen, hinfällig. Das frühe Gegentor sei "sehr ärgerlich, wenn Du hier 1:0 führst, dann nimmst Du Dir in der Pause etwas vor", so Leitl. Stattdessen aber kamen die Bayern immer besser ins Spiel und waren permanent gefährlich. "Die 20 Minuten nach der Pause waren sehr gut, mit viel Power", lobte Nagelsmann, so gut sogar, dass seine Mannschaft in der 61. Minute zum zweiten Mal traf. Beziehungsweise: treffen ließ. Sebastian Griesbeck lenkte eine Hereingabe von Thomas Müller ins eigene Tor.

Wieder nach einem langen Ball hinter die letzte Kette der Fürther, wieder über die Seite von Luca Itter. Das sei "eine individualtaktische Geschichte", klagte Leitl, der bemängelte, dass seine Spieler "zu wenig Druck auf den Ballführer" ausgeübt hätten. "Wir wissen, dass da viel Geschwindigkeit bei den Bayern am Flügel ist. In vielen Situationen auf diesem Niveau geht es sehr schnell, wenn Du da diesen einen Moment verpasst, dann ist die Qualität auch zu gut, um das zu verteidigen."

In der Folge erspielten sich die Fürther zwar noch einige gute Möglichkeiten, unter anderem trafen Max Christiansen und Marco Meyerhöfer den Pfosten. Doch dann traf Lewandowski nach einer Ecke zum zweiten Mal - und die Mama schnappte sich ihren Sohn. Der verpasste auf dem verfrühten Heimweg noch das 4:1 von Choupo-Moting in der Nachspielzeit. "Niederlagen fühlen sich nie gut an", sagte Stefan Leitl. "Trotzdem können wir mit der Leistung zufrieden sein und nehmen das Positive aus diesem Spiel mit."

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