Coronavirus-Mundschutz: Hier nähen Freiwillige in Franken

Andrea Munkert

Wohin in Nordbayern/Service-Redaktion

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1.4.2020, 05:39 Uhr

In Erlangen zum Beispiel hofft der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) auf Hilfe der fleißigen Bevölkerung. "Es wird immer schwieriger, unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Schutzmasken auszustatten", sagt Nadine Naujoks, die stellvertretende Geschäftsführerin des bayerischen ASB-Landesverbands ist. "Unsere Rettungsdienste bringen Corona-Verdachtsfälle in die Kliniken, während unsere Pflegekräfte in den Seniorenheimen laufend in Kontakt mit Menschen der Corona-Risikogruppe stehen", erklärt sie den Bedarf an Schutzmasken. Denn diese sind derzeit nahezu überall ausverkauft oder nur noch zu Wucherpreisen, zum Beispiel über das Internet aus China, zu bekommen.

Dabei sind sie zum Beispiel in nahezu allen Leistungsbereichen des Arbeiter-Samariter-Bundes unentbehrlich. Der Bedarf, so Naujoks, sei weltweit immens, so dass das Material am freien Markt kaum mehr zu bekommen sei. Folglich ruft der ASB in seiner Not Privatpersonen dazu auf, Mundschutzmasken selbst zu nähen und diese dem ASB zur Verfügung zu stellen. Wer helfen möchte, kann eine Mail an lage@asb-Bayern.de schicken. Ebenso ist der ASB-Landesverband telefonisch unter (09131) 68 747-0 zu erreichen. Auf Nachfrage heißt es, dass genähte Schutzmasken bei Bedarf auch abgeholt oder per Post an den ASB-Landesverband Bayern, Gundstraße 9 in 91056 Erlangen, gesandt werden können.

Betonen möchte Naujoks, dass möglichst hohe Stückzahlen gebraucht werden, weil der Mundschutz aus Stoff schneller durchnässt sowie pro Schicht und Mitarbeiter häufig ausgetauscht werden muss. Denn die Behelfsmethode bietet keinen Schutz vor viralen Aerosolen in der Luft, sondern soll lediglich primär verhindern, dass das der Träger sich ins Gesicht fasst und so den Viren freie Bahn ermöglicht.

Natürlich hofft Naujoks auch auf Spenden seitens Industrie- und Handelsbetrieben, die möglicherweise vorrätige Atemschutzmasken der Typen FFP2 oder FFP3 kostenfrei zur Verfügung stellen. Auch die AWO-Sozialstation hat bereits vergangenen Donnerstag nähende Hilfe aus der Bevölkerung erbeten.

Industrienäher in Wilhelmsdorf gesucht

In Wilhermsdorf im Kreis Fürth hat Katja Krammling ihre Firma "Stulpenkult", ein kleines Unternehmen, die Mützen, Schals und Armstulpen herstellt, aktuell umgerüstet. Sie hat den offiziellen Auftrag von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erhalten, Mundmasken mit besonderen, vom Ministerium gestelltem Fließ, herzustellen, die dann an offizielle Einrichtungen in Stadt und Landkreis Fürth gehen sollen. Pro Fließrolle entstehen 4000 solcher Mundmasken, die zweite Rolle ist aktuell auf dem Weg nach Wilhermsdorf. Weil es dafür nicht nur hygienische Richtlinen, sondern auch Know-How braucht, sucht Krammling derzeit nach Industrienäherinnen. Interessierte sollen sich unter Telefon (09102) 7859105 melden. Für weitere Nachfragen hat Krammling außerdem sechs Plätze für Hobbynäherinnen eingerichtet, die dann für Firmen, die Feuerwehr oder Notkindergärten gehen.

Nahezu jeden Tag kämen neue Aufträge hinzu, heißt es. Bürger und Bürgerinnen spendeten unter anderem Bettwäsche, auf den Kosten für Wasser, Strom oder Nähzubehör blieb sie bis Dienstag allerdings sitzen. Doch inzwischen hat ihr der Wilhelmsdorfer Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) Unterstützung zugesichert, die Arbeitskraft bleibe dennoch ehrenamtlich, so Krammling.

In Nürnberg sitzen Häftlinge an den Nähmaschinen

In Nürnberg sitzen derweil die Insassen der Justizvollzugsanstalt an den Nähmaschinen, um mit täglich zwischen 150 und 200 Schutzmasken einen Dienst an der Allgemeinheit zu verrichten. Die Häftlinge, sagt die Verantwortliche Schneidermeisterin Ulla Mörtel-Then, müssten derzeit aufgrund der hohen Nachfrage der Kunden Überstunden leisten.

Gunzenhausener Initiative sucht Helfer

In Gunzenhausen sind derweil Freiwillige dabei, nach einen Aufruf des Klinikums Altmühlfranken fleißig Schutzmasken zu nähen, die auch anderen Institutionen wie Altenheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder ambulanten Pflegediensten zugute kommen sollen, sagt Julia Kamann, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Klinikums zuständig ist. Weitere Näher und Näherinnen würden derzeit nicht gesucht, vergangene Woche hat das Klinikum das Material (so genannte hydrophobe Stoffe, die desinfizierend gewaschen werden können) verpackt und auf den Weg zu den Freiwilligen gebracht. Material für rund 2000 Masken samt Anleitungen soll damit unterwegs sein. Andere freiwillige Hilfe sei nach wie vor gefragt. Wer sich interessiert, kann eine Mail an helfer@klinikum-altmuehlfranken.de schicken oder sich unter Telefon (09831) 522706 nach Details erkundigen.

Fleißige Näher in Hersbruck und Dinkelsbühl

In Hersbruck greift die Künstlerin Tanja Gundel mit einigen Helferinnen zu Nadel und Faden und unterstützt damit unter anderem ein Pflegeheim in Ansbach, das via Facebook einen Hilferuf abgesetzt hatte. Wer Gundel bei ihrer Arbeit helfen oder Material wie (altes) Garn oder Bettwäsche spenden möchte, kann sich per Mail an tanjabagundel@gmail.com melden.

Auch in Westmittelfranken, in Dinkelsbühl, hat sich eine Gruppe Nähender auf Initiative von Werner Wagner (Nähmaschinen Wagner) zusammengefunden, der seinen aktuellen Betrieb situationsbedingt eingestellt hat. Die Gruppe näht im Privaten Mundschutz für Krankenhauspersonal oder Mitbürger in Pflegeberufen. Auf www.naehmaschinen-dinkelsbuehl.de hat Wagner eine ausführliche und leicht verständliche Anleitung mit Bildern zur Verfügung gestellt. Die fertigen Masken können dann in einer Kiste am Eingang der Firma in der Wassertrüdinger Straße 19 in 91550 Dinkelsbühl abgegeben werden. Auch stehen dort Tipps für das Grundmaterial der Masken.

Auch in Allersberg rattern die Nähmaschinen

"Bürger helfen Bürgern" nennt sich die Gruppe, die sich bei der Zukunftswerkstatt "Älter werden in Allersberg" Ende Januar gebildet hat. Werner Lauterbach als Sprecher und Koordinator mit den weiteren Unterstützern Benny Brummer, Wolfgang Hofner und Klaus Urban bilden diese Initiative.

Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Bürger mit Atemschutzmasken zu versorgen. Die bekannten Engpässe bei der Lieferung solcher Atemschutzmasken hat die Initiativgruppe zu diesem Schritt veranlasst.


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