Mühle wird zum Reiterhof: Besuch in Haidmühle
24.4.2016, 08:55 UhrDie Geschichte der Haidmühle reicht zurück bis ins Jahr 1490. Das hat Alexandra Höschs Schwester Ulrike einmal für einen historischen Bericht über den Hof herausgefunden. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wechselte die Farb- und Getreidemühle mehrmals den Besitzer. Der Stammbaum der heutigen Bewohner als Betreiber der Mühle lässt sich wohl bis ins Jahr 1760 zurückverfolgen. „Eine Familie Ströbel bekam die Mühle“, schreibt Ulrike Hösch. Der Familienname auf der Mühle wechselte seitdem noch zweimal: von Ströbel auf Pflaum und schließlich auf Hösch. Alexandra Höschs Urgroßvater stammte aus Pegnitz, heiratete in die Mühle ein und brachte den Familiennamen mit.
Tiere kamen vor 50 Jahren
Gerhard Hösch ist der Vater von Alexandra. Er kann sich an die Zeiten erinnern, als sich das Mühlrad in der Fichtenohe, dem Bach am Hof, noch drehte und Getreide mahlte. „Da war ich vielleicht sechs Jahre alt, als die Mühle den Betrieb einstellte“, sagt er. Die Eltern von Gerhard Hösch stellten in den 1960er Jahren allmählich auf Landwirtschaft um. Damals kamen auch die ersten Pferde auf den Hof, die ihre Arbeit allerdings noch ganz klassisch auf dem Acker verrichteten. „Da hatten wir am Mühlrad auch noch einen 24-Volt-Anschluss“, erzählt Gerhard Hüsch. Die Mühle versorgte das Haus mit Strom für die Beleuchtung. Mehr war nicht drin. Als es mit der Mühle zu Ende ging, entschied sich die Familie auch für einen Anschluss an die externe Stromversorgung.
Heute ist von der Haidmühle nur noch der Name übrig. Das Mühlhaus gibt es nicht mehr. Ende der 1990er Jahre baute die Familie ein neues Wohnhaus. Die unbewohnte Mühle stand noch ein paar Jahre, bevor die Familie sie abreißen ließ. Man muss schon genau hinschauen, um den Standort noch zu erkennen.
Vom Hof über die Koppel hinab zur Fichtenohe — da stehen am Waldrand ein paar Bäume, die nicht so hoch sind wie der Rest des Waldes. Das sind die jungen Bäume, die Natur, die sich den Platz allmählich zurückerobert, auf dem zuvor jahrhundertelang die Mühle gestanden hatte.
Und so, wie die Haidmühle über die Jahre ihr Gesicht verändert hat, so änderte sich auch die Art der Nutzung. Aus dem landwirtschaftlichen Betrieb formte Alexandra Hösch ihren Pferdehof, den sie seit ein paar Jahren führt. Mit 40 Pferden könnte man meinen, es müsste einen ganzen Tross von Stallburschen geben, der sich um den Hof kümmert. „Das mache ich alles alleine“, sagt Hösch und lacht. Einen gestressten oder gar überforderten Eindruck macht sie dabei keineswegs.
Im Gegenteil: Sie reitet noch selbst — eigene Pferde und die Tiere anderer, die auf dem Hof eingestellt sind. Sie gibt Reitunterricht und züchtet Pferde. Letzteres sei aber nur ein Hobby. Nur ihre eigenen Turnieraktivitäten hat sie etwas eingeschränkt. Hin und wieder war sie früher beim Springreiten, die meiste Zeit aber bei Dressurturnieren. Bis in die Kategorie „S“ ist sie angetreten — die höchste Klasse beim Spring- und Dressurreiten.
Erster Laufstall der Region
„Ich wollte schon von klein auf mit Pferden arbeiten“, sagt Alexandra Hösch. „Da wächst man einfach rein.“ Mit 14 hat sie ihr erstes Praktikum in Regensburg gemacht, später dann eine Ausbildung zur Pferdewirtin und Reitlehrerin.
Ihre beiden Schwestern sind genauso vernarrt in Pferde wie sie selbst. Doch es war Alexandra
Hösch, bei der die Leidenschaft für die Tiere so weit geht, dass sie ihr Leben dem Hof widmet. Und das tut sie mit eigenen Ideen.
Vor 20 Jahren bauten sie und ihr Vater in der Region den ersten Laufstall für zehn Pferde. Darin leben sie gemeinsam mit ihren Artgenossen, statt einzeln in Boxen zu stehen. „Pferde sind soziale Tiere“, sagt Alexandra Hösch. „Das ist einfach artgerechter.“ Das Experiment glückte, die Pferdebesitzer in der Region stellten ihre Tiere weiter auf dem Hof ein.
Also baute die Familie ein paar Jahre später einen zweiten, noch größeren Laufstall. Dafür gab es im Jahr 2000 den landwirtschaftlichen Innovationspreis des Landkreises Bayreuth. Die Urkunde hängt heute im Reiter- stübchen.
Lebensfüllender Job
Der Tag fängt für Alexandra Hösch an, wenn sie ihren Sohn Lukas für die Schule fertig macht. Danach geht es den ganzen Tag raus auf den Hof – Pferde füttern, misten, reiten, trainieren. Das macht sie sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Gerade laufen auch noch die Vorbereitungen für das alljährliche Hoffest am Sonntag, 1. Mai. Darauf freut sich die ganze Familie.
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