Baustopp wegen Mängel: Senefelder-Schule wird fertig
18.12.2019, 06:04 Uhr"Lieber das ein oder andere hinnehmen und weitermachen." Das war laut Landrat Gerhard Wägemann die Devise der vergangenen Monate auf der Großbaustelle der Treuchtlinger Senefelder-Schule. Nach anderthalb Jahren Baustopp und einem halben Jahr "Sanierung des Neubaus" geht es dort nun endlich auf die Zielgerade.
Pfingsten 2020 peilt der Zweckverband der größten Landkreisschule als Einzugstermin für den Fachraumtrakt an. Danach geht es mit dem Abriss der alten Fachräume weiter, die Platz für die neue Vierfachturnhalle machen. Bei der jüngsten Verbandssitzung informierte dessen Geschäftsführer Martin Klischat die Vertreter des Kreises und der Mitgliedskommunen Treuchtlingen, Pappenheim, Solnhofen und Langenaltheim über Baufortschritt, Stand der Kosten und der juristischen Auseinandersetzung sowie über Schülerzahlen und den Haushalt.
Die ersten Probleme am mehr als 65 Millionen Euro schweren Neubau, der in drei Abschnitten parallel zum Schulbetrieb entsteht, traten im Herbst 2017 auf. Da sollte Abschnitt eins eigentlich bereits in Betrieb genommen werden, wie es beim Spatenstich im Juni 2016 geheißen hatte. Doch die Fassadenbaufirma ging pleite, kurz darauf stellte sich heraus, dass der Fußbodenbauer einen zu dünnen Estrich verlegt hatte. Die Bauleitung hatte den Fehler jedoch erst bemerkt, als bereits die Heizung und große Teile des Bodenbelags verlegt waren. Der verantwortliche Planer musste den Hut nehmen, die Estrichfirma hat mittlerweile ebenfalls Insolvenz angemeldet.
Laut Klischat ist die Krise nun aber überwunden. "Wir waren glücklicherweise entschlussfreudig genug, nicht auf den Ausgang der juristischen Auseinandersetzung zu warten, sondern seit Ende 2018 alles daran zu setzen, den Bau wieder in Gang zu bekommen", blickt er zurück. Den Großteil dieses Jahres habe man noch gebraucht, um die Schäden zu beseitigen, nun seien die Arbeiten am ersten Bauabschnitt aber "dort, wo wir Ende 2017 waren: im Bereich der Fertigstellung". Insbesondere der Austausch der Bauleitung mache sich "stark bemerkbar".
Siebenstelliger Schaden
Während der Beweissicherung war der Zweckverband zur Untätigkeit verdammt. Das wurmt Klischat nach wie vor, habe das Gutachten über die Mängel doch schon Anfang 2018 vorgelegen. Dennoch hätten es die betroffenen Firmen auf einen "Schlagabtausch der Juristen" ankommen lassen. Heuer habe der Verband dann "Fakten geschaffen, alles neu geplant und europaweit ausgeschrieben": den Abbruch des schadhaften Estrichs, dessen Neueinbau, die Verlegung von Heizung und Fußböden, den anschließend nötigen erneuten Innenanstrich sowie die Prüfung der Förderanträge.
Gestartet war der Neubau mit einer Kostenschätzung von 65 Millionen Euro. Das wird nun laut Klischat "nicht zu halten sein". Nicht nur, dass noch zwei weitere Abschnitte (Klassentrakt und Vierfachturnhalle) anstehen und die Baupreise in den vergangenen Jahren gestiegen sind – allein der Schaden durch die Mängel am ersten Abschnitt belaufe sich "auf einen siebenstelligen Betrag".
Kein "Fass ohne Boden"
Noch unklar sei, mit wie viel Schadensersatz zu rechnen ist. Man wolle sich "schon einen Teil zurückholen", wobei dies "meist in einem Vergleich endet". Von der insolventen Estrichfirma komme sicher nichts.
Der Zweckverband sei bei der Mängelbehebung auch Kompromisse eingegangen, so Klischat – allerdings nicht im bau- und sicherheitstechnischen Bereich. Der "hohe Anspruch" an die neue Schule werde nicht gemindert. Und sie sei auch kein "Fass ohne Boden" oder gar ein "Treuchtlinger BER", da der Verband "bei den Vergaben jetzt dreimal hinschaut". Die Kosten seien realistisch kalkuliert, und auch die Verbandsräte seien sich "einig, dass wir uns keine weitere Verzögerung leisten können".
Der Haushalt 2020: Geld für Schulhaus und Schüler
"Ein Meilenstein“ ist für den Zweckverbands-Geschäftsführer wegen der Fortsetzung der Bauarbeiten auch der nächstjährige Haushalt der Senefelder-Schule. Das äußert sich unter anderem im auf 30.000 Euro steigenden Etat für technische Anlagen, da ab Mitte 2020 Parallelbetrieb im Altbau und dem erstem neuen Abschnitt herrscht. Weil letzterer mehr Technik enthält, wird der Posten laut Klischat „auch in Zukunft wachsen“. Gleiches gelte für die Energiekosten, so lange die alte Heizung und der neue Nahwärmeanschluss parallel laufen.
Insgesamt steigt die Verbandsumlage für den laufenden Betrieb um rund 38.000 auf gut 1,51 Millionen Euro. Beim Schulbetrieb schlägt der Schwimmunterricht zu Buche, der dieses Schuljahr nach zwei Jahren Pause wieder aufgenommen wurde. Die Schülerbeförderungskosten sinken für die Kommunen um 22.000 Euro, teils allerdings zu Lasten des Kreises. Für die 231 Mittelschüler des Zweckverbands ist auch das 365-Euro-Ticket enthalten.
"Digitalbudget" mit Haken
Der Vermögensetat der „Sene“ enthält 2020 erstmals ein „Digitalbudget“. 140.000 Euro stehen bis zum Jahr 2022 zur Verfügung, davon 104.000 Euro aus der Staatskasse. Allerdings sollen die Investitionen später auch im Neubau nutzbar sein, wofür es ein Medienkonzept gibt. Zudem mangelt es laut Klischat an einem schnellen Breitbandzugang. Ein zweites Förderpaket, aus dem die Sene bis zu 400.000 Euro erhalten könnte, bedarf daher dem Geschäftsführer zufolge „einiger Vorarbeit“.
Für den zweiten Abschnitt des Schulneubaus stehen im Etat mehr als drei Millionen Euro sowie im Finanzplan je 1,9 Millionen Euro für die beiden nächsten und je 3,3 Millionen Euro für die zwei Folgejahre. Das ist laut Klischat „ein Zeichen, dass wir jetzt mit aller Kraft den Neubau fertigstellen wollen“.
Schülerzahlen relativ stabil
Die Umlagezahlungen der Kommunen basieren auf den Grundschülerzahlen. 707 sind es heuer im Verbandsgebiet, vier mehr als 2018. Die Sene besuchen derzeit 1207 Schüler, 34 weniger als im Vorjahr. Das ist laut Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum jedoch „nur eine leichte Delle“, mehr Schüler kämen nach. Gleiches gilt für den gesamten Landkreis.
Der kommunale Prüfverband hat beim Zweckverband beanstandet, dass er die Turnhalle zu günstig an die örtlichen Vereine vermiete. „Es war stets unser Ziel, die Entgelte niedrig zu halten, denn das ist auch eine gewisse Sportförderung“, erklärte Landrat Gerhard Wägemann. Die Kommunen hätten hier jedoch mehr Spielraum als der Zweckverband. Man werde sich „Gedanken machen, wie wir da rauskommen, ohne die Sportvereine zu sehr zu schröpfen“.
Die Jahresrechnungen 2013 bis 2018 genehmigten die Verbandsräte einstimmig. Der neue Etat wird am 6. Februar verabschiedet.
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