Rocken mit Rammstein
4.7.2017, 14:10 UhrJohann Sebastian Bach, Marlene Dietrich, Scorpions: Die sehr reiche und bunte Geschichte der deutschen Musik hat mehr als einen Trumpf in der Hand. Selbst wenn es immer mehr Austausch auf allen Ebenen zwischen Frankreich und Deutschland gibt, stellt die Musik eine Ausnahme von der Regel dar. Ich persönlich assoziiere deutsche Musik mit Tokio Hotel, Rammstein oder Nena ("99 Luftballons" war auch in Frankreich ein Hit, den jeder kennt). Und als ich herumgefragt habe, was Deutschen zu französischer Musik einfällt, wurden Edith Piaf, Serge Gainsbourg oder Zaz genannt. Nichts besonders Neues unter der Sonne also.
Für Meta Bischoff, Leiterin der Musikbibliothek Nürnberg, liegt es vielleicht daran, dass die französische Kultur in Nürnberg nicht sehr verbreitet ist, unter anderem weil die Stadt nach dem Krieg unter US-Besatzung war. Die Sprachbarriere ist wahrscheinlich eine weitere Erklärung dafür, weil der Text eines Lieds oft eine wichtige Rolle spielt. In manchen Fällen ist die Musik sogar nur das Transportmittel für politische oder gesellschaftliche Texte. Ich höre zum Beispiel sehr gerne die französische Musikband Fauve (was "Raubtier" bedeutet), wo der poetische Text allein schon Musik an sich ist.
Sprache Shakespeares
Ich habe auch bemerkt, dass viele Sänger in Deutschland in der Sprache Shakespeares singen, weil sie den Klang besser finden oder weil sie von einem breiteren Publikum gehört werden wollen. In Frankreich ist das anders: Fast alle Sänger singen auf Französisch und fast nie auf Englisch. Das kann teilweise durch die Radioquote erklärt werden, die besagt, dass 40 Prozent der im Radio gespielten Songs auf Französisch sein sollen.
Meine bislang beste hiesige musikalische Erfahrung war das Rammstein-Konzert neulich bei "Rock im Park". Normalerweise höre ich nicht so gerne Hardrock, aber das war echt faszinierend. Das Konzert hat mit einem Countdown angefangen: 10, 9, 8 . . . Das begeisterte Publikum zählte gemeinsam runter bis 1. Der Vorhang fiel, die kraftvolle Musik ergriff mich sofort. Die Besucher tanzten alle zusammen zu Hits wie "Du hast", "Amerika" oder "Engel".
Es gab viele Kostüme, Pyrotechnik und Spezialeffekte auf der Bühne – das war nicht nur ein Konzert, sondern Theater! Nach einer eineinhalbstündigen atemberaubenden Show fiel der Vorhang und die letzten berauschenden Noten flogen mit Funken ein letztes Mal in den fränkischen Nachthimmel.
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