Herzschlag

Herzinfarkt bei Frauen: Auf diese Symptome sollten Sie achten

Elias Thiel

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8.10.2024, 08:39 Uhr
Bei Frauen unterscheiden sich die Symptome eines Herzinfarkts von denen von Männern.

© IMAGO / YAY Images Bei Frauen unterscheiden sich die Symptome eines Herzinfarkts von denen von Männern.

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Weltweit gelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen als die häufigste Todesursache – bei Männern und bei Frauen. Da ein Herzinfarkt bei Frauen anders aussehen kann als bei Männern, werden die Symptome häufig übersehen oder fehlinterpretiert. Aber wie äußert sich ein Herzinfarkt bei einer Frau und welche Frühwarnzeichen gibt es? Alle wichtigen Informationen rund um den Herzinfarkt bei Frauen, einschließlich Symptome, Entstehung, Verlauf und Behandlung, erhalten Sie in diesem Artikel.

Ein Herzinfarkt ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, wobei es durch den Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien zu einer anhaltenden Minderversorgung des Herzmuskels mit Blut kommt. Ohne schnelle und effektive Behandlung stirbt der nicht mehr durchblutete Teil des Herzmuskels ab. Die Größe des betroffenen Bereichs hängt von der betroffenen Herzkranzarterie ab. Je nach Umfang der Blockade können die Folgen unterschiedlich ausfallen: Ein kleiner Herzinfarkt kann unbemerkt bleiben, während ein größerer Infarkt oder wiederholte Herzinfarkte zu einem sofortigen Herzstillstand führen können.

Frauen haben nach einem Herzinfarkt schlechtere Genesungschancen und erleiden ihn oftmals erst etwa zehn Jahre nach den Wechseljahren. Ein großes Problem ist, dass Frauen bei Herzinfarkt-Symptomen häufig zögern, bis sie sich medizinische Hilfe suchen. Bei Frauen über 65 dauert es im Schnitt über viereinhalb Stunden bis zur Notaufnahme, während es bei Männern nur dreieinhalb Stunden sind.

Die Symptome bei einem Herzinfarkt von Frauen sind weniger charakteristisch. Der stark auf verschiedene Körperregionen ausstrahlende Brustschmerz (von denen betroffene Männer häufig berichten) tritt bei Frauen seltener auf. Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich häufig durch ein Enge- und Druckgefühl in der Brust.

Weitere Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen sind:

  • Kurzatmigkeit
  • Atemnot
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schweißausbrüche
  • Rückenschmerzen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Ziehen in den Armen
  • Depressionen
  • Müdigkeit

Die wichtigsten Alarmzeichen eines Herzinfarkts sind Schmerzen im Brustkorb, im Oberbauch und im Rücken (zwischen den Schulterblättern).

Achtung: Allerdings kann der typische Brustschmerz bei Frauen auch ganz fehlen. Wenn die Hauptsymptome als Rücken- oder Magenprobleme missverstanden werden, kann ein Herzinfarkt lebensgefährlich werden. Bei einem "stummen Herzinfarkt" treten sogar gar keine Symptome auf.

Viele dieser Symptome veranlassen Frauen daher dazu, zunächst an eine harmlose Magenverstimmung zu denken. Zudem leben ältere Frauen oftmals allein, sodass im Notfall niemand da ist, um Hilfe zu rufen. Hinzu kommt, dass sie oftmals zurückhaltend sind und ihre Mitmenschen nicht belasten wollen.

Vor den Wechseljahren haben Frauen durch ihren höheren Östrogenspiegel ein geringeres Herzinfarktrisiko als Männer, da die Hormone gefäßerweiternd wirken und Gefäßablagerungen vorbeugen. Nach der Menopause sinkt der Hormonspiegel, wodurch der Schutz abnimmt und das Infarktrisiko schneller ansteigt als bei gleichaltrigen Männern. Trotz Hormonersatztherapie bleibt dieser Nachteil bestehen. Das Risiko für koronare Herzkrankheiten, die durch verengte Herzkranzgefäße verursacht werden, ist im Lebensverlauf bei Männern und Frauen vergleichbar. Männer erkranken oftmals im Alter zwischen 60 und 70 Jahren, Frauen meist erst über 70. Ein Grund für die höhere Sterblichkeit bei Frauen könnte ihr höheres Alter beim ersten Herzinfarkt sein.

Leiden Frauen an einem Herzinfarkt, ist das Mortalitätsrisiko (Sterblichkeitsrisiko) deutlich höher als bei Männern. Erstens haben Frauen durch das oftmals höhere Alter bereits mehr Begleiterkrankungen. Zweitens vergeht bei Frauen in der Regel mehr Zeit, bis sie mit ihren Beschwerden in die Notaufnahme kommen. Auch dann werden die Symptome nicht immer erkannt, richtig interpretiert und behandelt.

Wie bereits deutlich wurde, unterscheiden sich die Symptome bei Frauen und Männern. Zudem gehen Fachleute davon aus, dass besonders ältere Frauen bei Herzinfarktsymptomen zögern, den Notruf zu wählen. Der Grund dafür: Sie wollen keine Umstände bereiten. Viele Frauen warten erst einmal ab, ob die Schmerzen von selbst nachlassen und verlieren dadurch wertvolle Minuten oder Stunden. Bei Frauen über 65 Jahren dauert es im Vergleich zu anderen Menschen besonders lange, bis sie bei einem Herzinfarkt in der Notaufnahme ankommen.

Nicht nur Betroffene, sondern auch Ärzte interpretieren die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen teilweise falsch. Infolgedessen kann es dazu kommen, dass Frauen zuerst einmal Medikamente gegen Übelkeit oder Schmerzen bekommen, ein Asthmaspray gegen Luftnot verschrieben oder eine Überweisung zum Orthopäden wegen Rückenschmerzen erhalten. Stattdessen sollten sie jedoch sofort eine Katheterbehandlung bekommen, um das verschlossene Herzkranzgefäß wieder zu öffnen. Gleichzeitig sind die typischen Infarktzeichen im EKG sowie die Laborwerte des Blutes bei Frauen in der Regel weniger ausgeprägt als beim männlichen Geschlecht. Folglich werden sie nicht so schnell behandelt oder zunächst mit dem anderslautenden Rat nach Hause geschickt, um sich ambulant weiter behandeln zu lassen.

Unterschiede gibt es auch bei der Anatomie zwischen Männern und Frauen. Herzen von Frauen altern anders als die Herzen von Männern. Da das Herz vom Mann wird mit dem Alter schlaffer und der Herzmuskel an Schlagkraft verliert, kann es weniger Blut auswerfen als vorher. Frauenherzen werden im Alter hingegen eher steifer, dehnen sich nicht mehr so gut aus und fassen weniger Blut, bevor es dieses auswirft. Dies führt ebenfalls zu einem niedrigeren Schlagvolumen, wenn auch aus einem völlig anderen Grund.

Auch in der medikamentösen Behandlung gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Studien zufolge brauchen Frauen mit Herzschwäche nur die halbe Dosis von Beta-Blockern und ACE-Hemmern. Gleichzeitig wirkt Aspirin bei Männern präventiv, bei Frauen jedoch nicht. Zuletzt verursachen Digitalis-Präparate bei Frauen deutlich stärkere Nebenwirkungen als bei Männern.

Ein Verschluss entsteht durch jahrelange Einwirkung von Risikofaktoren:

  • Übergewicht und Adipositas
  • Diabetes
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • Bewegungsmangel
  • Hohe Cholesterinwerte
  • Erhöhte Blutfette
  • Erhöhter Blutzucker
  • Stress
  • Psychosoziale Belastung
  • Ungesunde Ernährung

Die folgenden Schutzfaktoren helfen dabei, einen Herzinfarkt zu verhindern:

Sobald ein Herzinfarkt im Krankenhaus richtig diagnostiziert wird, erhalten Frauen und Männer allerdings die gleiche Behandlung. Zunächst einmal wird die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels nach einem Gefäßverschluss so schnell wie möglich wieder hergestellt (mithilfe der Kathetertechnik). Anschließend bleiben die Patientinnen auf der Intensivstation zur Überwachung. Bislang unterscheidet sich auch die Auswahl der Medikamente und dessen Dosierung nicht. Jedoch sind Frauen in großen klinischen Studien oftmals unterrepräsentiert, da meist lediglich 25 Prozent der Studienteilnehmer weiblich sind. Da es bereits deutliche Unterschiede in Wirkung und Nebenwirkungen bei Männern und Frauen gibt, wird in internationalen Leitlinien gefordert, mehr Frauen in Studien einzubeziehen.

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Auch wenn Frauen statistisch erst später im Leben an Herzerkrankungen leiden, sind sie dennoch genauso stark betroffen wie das männliche Geschlecht. Daher gelten auch bei Frauen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als die größte Todesursache weltweit. Frauen sollten ab Mitte 50 regelmäßig ihren Blutdruck kontrollieren lassen - bestenfalls durch eine 24-Stunden-Messung mit Bestimmung der Blutfettwerte. Auch Risikofaktoren (Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin oder Rauchen) sollten von Frauen vermieden werden, da sie sich bei ihnen noch stärker negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken als bei Männern.

Bei starken Schmerzen in der Brust wissen viele Menschen, dass sie sofort medizinische Hilfe rufen sollten. Herzinfarkte können jedoch bei Frauen und Männern unterschiedlich starke sowie diffuse Beschwerden verursachen. Was soll man also tun, wenn die Anzeichen weniger eindeutig und stark sind?

Auch bei diffusen Schmerzen und Unsicherheit sollte man als Frau vorsichtshalber lieber den Notruf unter 112 anrufen und nicht lange zögern. Je länger Zeit vergeht, desto höher ist das Risiko eines Herzstillstands oder bleibender Schäden. Außerdem besteht die Gefahr, dass Herzrhythmusstörungen auftreten. Diese können schon innerhalb weniger Minuten zum plötzlichen Herztod führen.