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Konzentration bei Kindern fördern: Methoden und Übungen, die wirklich helfen

Benedikt Dirrigl

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3.12.2023, 21:36 Uhr
Hier finden Sie Tipps, um die Konzentration Ihres Kindes zu fördern.

© Janine Schmitz/photothek.net Hier finden Sie Tipps, um die Konzentration Ihres Kindes zu fördern.

In diesem Artikel:

Fallen die Leistungen in der Schule ab, liegt das oft daran, dass sich die Kinder im Unterricht und beim Lernen nicht konzentrieren können. Das kann verschiedene Gründe haben, von zu viel Ablenkung bis hin zu ADHS. Aber was bedeutet ADHS eigentlich und wie kann man die Konzentrationsfähigkeit von Kindern steigern?

Von einer Konzentrationsschwäche spricht man, wenn sich Betroffene nicht über einen längeren Zeitraum auf eine Aufgabe, eine Situation oder auch ein Gespräch fokussieren können. Das kann bei Erwachsenen genauso wie bei Kindern der Fall sein.

Bei Kindern macht sich eine solche Schwäche meist mit dem Schuleintritt bemerkbar. Dann passiert es häufig zum ersten Mal, dass vom Kind ein höheres Maß an Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum abverlangt wird. Es kommt gehäuft zu sogenannten "Flüchtigkeitsfehlern", in der Schule und bei Hausaufgaben verlieren sie schnell die Lust und lassen sich ablenken.

Achtung: Kinder können sich generell nicht so lange auf eine Sache konzentrieren, wie das bei den meisten Erwachsenen der Fall ist. Nicht jedes Kind, das gelegentlich unkonzentriert ist, hat gleich eine Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADS) oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Stellen Sie bei Verdacht keine Eigendiagnosen, sondern ziehen Sie einen Kinderpsychologen oder eine Ärztin zurate.

Wenn ein Kind sich nicht gut auf eine Aufgabe konzentrieren kann, kann das viele Gründe haben. Es muss sich nicht automatisch um Störungen wie ADS oder ADHS handeln.

  • Die Umgebung
    Nicht nur Kindern fällt die Konzentration leichter, wenn sich um sie herum wenig Ablenkung befindet. Wenn Ihr Kind Probleme dabei hat, sich auf eine Sache zu fokussieren, kann das also an der Umgebung liegen. Ein überfülltes oder unaufgeräumtes Kinderzimmer, ein laufender Fernseher oder Radio, oder auch ein Lernplatz am Fenster oder Lärm im Allgemeinen sind nur einige Beispiele für solche Ablenkungen.
  • Personen im nächsten Umfeld
    Auch dieser Punkt ist eigentlich nicht auf Kinder beschränkt. Wenn im familiären Umfeld oder im Freundeskreis ungelöste Konflikte vorhanden sind, schweifen die Gedanken immer wieder auf diese Konflikte ab. Solche emotionalen Probleme sind für die Konzentration genauso störend wie zu hoher Leistungsdruck oder Gleichgültigkeit durch die nächsten Bezugspersonen.
  • Körperliche und geistige Gesundheit
    Ein gesunder Körper unterstützt ein leistungsfähiges Gehirn. Sport und eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und frische Luft sind wichtige Faktoren für eine gute Konzentrationsfähigkeit. Die körperliche spielt dabei eine genauso wichtige Rolle wie die geistige Gesundheit. Depressionen und Angstzustände sind nicht gerade förderlich für die Konzentration.
  • Fehlende Motivation
    Jeder Mensch kann einmal einen schlechten Tag oder auch eine schlechte Phase haben. Dann ist es wichtig, das Kind richtig zu motivieren. Strafen und Schimpfen sind hier kontraproduktiv. Eine behutsame Herangehensweise ist hier geboten. Finden Sie heraus, ob es für die schlechte Phase einen konkreten Grund gibt, dann können Sie die Konzentration von Kindern effektiv steigern.

Hilft nichts gegen die Unkonzentriertheit und hält sie über einen längeren Zeitraum an, empfiehlt sich der Gang zum Arzt oder der Ärztin. In jedem Fall ist es wichtig, der Konzentrationsschwäche auf den Grund zu gehen, anstatt das Kind zu schimpfen, damit es sich richtig konzentriert. Ein Kinderpsychologe kann dann eher weiterhelfen.

Konzentrationsstörungen in der Schule sind für Kinder besonders schwerwiegend. Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht oft abschweifend, sind kaum in der Lage, die geforderten Leistungen zu erbringen. Daraus folgen häufig schlechte Noten, wodurch das Selbstvertrauen in Schieflage gerät und die Lust an der Schule und der Anschluss an die Klassengemeinschaft verloren geht. Das sorgt wiederum für noch schlechtere Zensuren, es ergibt sich ein Teufelskreis.

Neben den Gründen wie fehlender Motivation, einem ablenkendem Umfeld oder persönlichen Problemen mit Menschen außerhalb der Schule können in Konzentrationsschwierigkeiten von Kindern in der Schule noch andere Gründe haben. Ein wichtiger Faktor ist Stress.

Stress

Auch Kinder leiden unter Stress, zum Beispiel, wenn sich die Eltern zu Hause häufig streiten oder die Freizeit zu vollgepackt ist. Kinder brauchen Zeit für Erholung und um ihre Persönlichkeit auszuleben, um mit dem Schulalltag fertig zu werden. Stress stört nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch den Schlaf, was wiederum ebenfalls die Konzentrationsfähigkeit schwächt. So steigt wiederum das Stresslevel weiter an.

Mobbing

Ein weiterer Stressfaktor kann eine zerrüttete Klassengemeinschaft sein. Reibereien und kleinere Streitigkeiten gibt es in jeder Klasse, sie können sogar förderlich sein, wenn Kinder dabei lernen, Konflikte selbstständig zu lösen. Es kann allerdings sich aber auch Mobbing daraus entwickeln.

Wenn Ihr Kind nicht mehr in die Schule gehen will und generell still und verängstigt wirkt, sollten Sie hellhörig werden, denn Mobbing könnte der Grund dafür sein. Konzentrationsschwierigkeiten sind nur eines der Probleme, die der mentale Dauerstress durch Mobbing mit sich bringt.

Konzentration bei Kindern stärken: ADHS, Dyskalkulie und Lese-Rechtschreib-Schwäche erkennen

Es gibt mehrere Krankheiten, welche die Ursache für Unkonzentriertheit im Unterricht sein können. Könnte Ihr Kind ADS oder ADHS haben, sollten Sie sich mit speziell ausgebildeten Kinderärzten und Schulpsychologen in Verbindung setzen. Nur sie können eine solche Diagnose stellen und wissen um die passenden Behandlungsmethoden Bescheid.

  • ADS oder das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom bedeutet, dass Betroffene sich leicht ablenken lassen. Kinder mit ADS verlieren schnell die Lust an etwas, können aber stundenlang vor sich hinträumen. Oftmals sind sie schlecht in die Klasse integriert. Da sie auch sehr langsam arbeiten, kann es stundenlang dauern, bis sie mit ihren Hausaufgaben fertig sind. Sie tun sich zudem schwer damit, sich Dinge langfristig zu merken. Anders als Kinder mit ADHS verhalten sich Betroffene meist so ruhig und unauffällig, dass ihre Probleme oft erst spät erkannt werden. Aber Betroffene können auch aufbrausend sein.
  • ADHS oder die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung klingt erstmal ähnlich, unterscheidet sich aber durch die Hyperaktivität. Betroffene Kinder haben einen großen Bewegungsdrang und können kaum still sitzen. Zudem sind sie sehr impulsiv und können mit Frust schlecht umgehen. Dazu kommen ebenso wie bei ADS Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und leichte Ablenkbarkeit.

Es gibt allerdings auch andere Krankheiten, die die Konzentrationsfähigkeit indirekt beschränken. So hemmen Lese-Rechtschreib-Schwächen und Legasthenie die Freude am Lernen zerstören, weil die Fähigkeit zum Lesen eingeschränkt ist. Dadurch schweifen Schülerinnen und Schüler schneller ab und können sich weniger konzentrieren. Oft ist es gar nicht leicht, zwischen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und ADS oder ADHS zu unterscheiden, weil die mangelnden Lese- und Schreibfähigkeiten die Ursache für das auffällige Verhalten des Kindes sind.

Eine ähnliche Störung ist die Dyskalkulie. Es handelt sich dabei um eine Rechenschwäche, wodurch die Kinder kaum Grundverständnis für Mathematik haben. Grundrechenarten zu erlernen ist dann sehr schwer.

In beiden Fällen sollten Lehrkräfte und geschultes Fachpersonal zurate gezogen werden, um ein für das Kind passendes Förderprogramm zu entwickeln.

Die wichtigste Grundlage ist ein gesundes Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und ihren Eltern. Die Kinder müssen in jeder Situation das Gefühl haben, mit ihren Problemen zu ihren Eltern kommen zu können. Noten und der schulische Erfolg dürfen keine Bedingung für ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sein. Durch eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind kann Stress reduziert werden.

Darüber hinaus gibt es auch einige Methoden und Übungen, mit denen die Konzentration gefördert werden kann.

Um die Konzentration zu fördern, eignen sich diese Methoden:

  • Außerhalb der Schule mit Lernstoff beschäftigen (für den Biologieunterricht empfiehlt sich ein Ausflug in den Wald, Englischvokabeln können beispielsweise im Urlaub geübt werden)
  • Lernen mit digitalen Medien (Online-Lernplattformen)
  • Störfaktoren vermeiden
  • Genug Schlaf und Flüssigkeit
  • Gesunde Ernährung und Bewegung
  • Kindgerechtes Yoga
  • Unter- und Überforderung vermeiden
  • Selbstbestimmtes Lernen fördern
  • Motivieren durch Lob statt Kritik

Übungen zur Konzentrationssteigerung für Kinder

Diese Übungen zur Konzentrationssteigerung machen kleinen und großen Kindern Spaß:

  • "Ich packe meinen Koffer"
  • Fehlerrätsel und Wimmelbücher
  • Bücher lesen
  • Schritte zählen
  • Rückwärts zählen
  • Rückwärts vom Tag erzählen
  • Memory
  • Fehlergeschichten (Dinge wie eine "runde Ecke" oder "lila Banane" einbauen)
  • Anfangsbuchstaben vertauschen (Bitronenzaum, Bennistall statt Zitronenbaum und Tennisball)

Dazu gibt es auch Übungsbücher, wie etwa "Das verträumte Kind" von Katarina Schwarz oder "Konzentrationstraining für Kinder im Grundschulalter" von Christin Baumbach, die bei der Konzentrationssteigerung helfen können.

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