Trotz Corona: In Franken wimmelt es von Ausflüglern

31.3.2020, 18:29 Uhr

In Mittelfranken stellte die Polizei am Wochenende bei 5270 Kontrollen 4580 Verstöße fest, etwa 480 wurden mit einem Bußgeld geahndet. „An den Seen möchte ich momentan möglichst niemanden sehen. Die Leute sollten so vernünftig sein und nur in ihrer unmittelbaren Umgebung spazieren“, sagt Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Er, der normalerweise versucht, möglichst viele Menschen an die Seen zu locken, tut jetzt alles dafür, sie davon fernzuhalten.


Corona-Bilanz vom Wochenende: Mann hustet Polizisten ins Gesicht


Auf der Internetseite des Seenlandes ploppt sofort ein Warnhinweis auf mit dem eindringlichen Appell wegzubleiben. „Wer nicht aufs Wasser verzichten will: Händewaschen ist der beste Wassersport, den Sie momentan machen können“, heißt es dort außerdem.

"Sport und Bewegung ist ja erlaubt"

Daniel Burmann, Geschäftsleiter des Zweckverbandes Altmühlsee, sieht das etwas anders als Niederprüm. Er hat Verständnis dafür, dass die Leute raus wollen. „Sport und Bewegung ist ja erlaubt. Es sollte halt möglichst in der näheren Umgebung sein, nur mit der eigenen Familie und mit Abstand zu anderen. Hier halten sich fast alle daran“, meint er.

Der Segelhafen am See hat geschlossen, neben Spaziergängern, Joggern und Radfahrern sieht man noch vereinzelte Angler, Wind- und Kite-Surfer. Ähnlich ist das Bild am Brombachsee. Segelhäfen, der Campingplatz Langplatz und der Wohnmobilstellplatz haben geschlossen. „Die Zahl der Besucher hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Es sind schon Leute da, aber deutlich weniger als sonst zu dieser Jahreszeit und bei dem schönen Wetter“, sagt Dieter Hofer, Geschäftsleiter des Zweckverbandes Brombachsee.


Kommentar: Ausflügler sollten in Corona-Zeiten vernünftig sein


Größer als im Seenland war am Wochenende der Unmut in der Fränkischen Schweiz. Anwohner aus Gräfenberg, Weißenohe und Dorfhaus ärgerten sich, weil nach ihrer Einschätzung „mindestens 500 Wanderer“ unterwegs gewesen seien.

Volle Wanderparkplätze in der Fränkischen Schweiz

Zahlreiche Bürger beschwerten sich bei der Polizeiinspektion in Ebermannstadt. „Die Wanderparkplätze waren alle belegt“, bestätigt Dienststellenleiter Manfred Hänchen. Aber: „Wir sind zu den Hotspots gefahren. Es waren wirklich Einzelpersonen oder Familien unterwegs", sagt Hänchen.


Ausgangsbeschränkung wegen Corona: Ärger um Wanderer in der Fränkischen Schweiz


Die Polizei warb bei den Anrufern um Verständnis für die Wanderer. „Wir haben versucht zu erklären, was es heißt, in Nürnberg in einem Hochhaus zu leben“, sagt Hänchen. Man müsse auch diesen Menschen entgegenkommen.

Ähnlich sieht das Markus Grüner (CSU), Bürgermeister von Obertrubach (Landkreis Forchheim), der von etlichen entrüsteten Anwohner alarmiert wurde. „Man muss verstehen, dass auch die Großstädter frische Luft ohne Ansteckungsrisiko in den überfüllten Parks brauchen. Hier hat jeder seinen eigenen Garten, deshalb können das manche nicht nachvollziehen. Aber in der Stadt hat das eben nicht jeder“, sagt Grüner. In Obertrubach seien fast ausschließlich Pärchen und Familien unterwegs, und das mit ausreichendem Abstand zu anderen.

Nicht extra 100 Kilometer weit fahren

Wanderausflüge mit der eigenen Familie sind in Bayern ohnehin noch erlaubt. Sie sollen zeitlich jedoch nicht ausarten, und auch auf Decken und Bänken sollte man sich nicht länger als für eine kurze Ruhepause niederlassen. „Es ist sicher nicht Sinn und Zweck, unter dem Deckmantel eines Spaziergangs drei Stunden Wandern zu gehen“, sagt etwa ein Sprecher der Polizei München. Auch Innenminister Joachim Herrmann rät dringend davon ab, extra 50 oder 100 Kilometer weit zu fahren. Ministerpräsident Markus Söder appelliert, Ausflüge nur in „vernünftiger Form“ durchzuführen.

Beim Tourismusverband Franken überlegt man derweil, wie man nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen den Tourismus wieder hochfahren kann. „Das werden dann sicher erst Tagesausflüge und Kurztripps sein, nicht der zweiwöchige Urlaub“, glaubt Verbandssprecher Jörg Hentschel. Zunächst werde man wohl vor allem Naturerlebnisse für Radler und Wanderer anpreisen und nicht die Menschenmassen zu städtischen Hotspots locken können. „Wir sollten aber auch die Städte nicht vergessen und in das Konzept einbinden“, sagt Hentschel.


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