Defizite und Kaderplanung: Falcons vor komplizierter Aufgabe

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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16.5.2020, 08:08 Uhr
"Wir wollen aufholen im Vergleich zu anderen Vereinen": Ralph Junge (links) hat noch viel vor mit seinen Falcons, momentan wird er aber ausgebremst.

© Foto: Thomas Hahn/Zink "Wir wollen aufholen im Vergleich zu anderen Vereinen": Ralph Junge (links) hat noch viel vor mit seinen Falcons, momentan wird er aber ausgebremst.

Vor einem Jahr hatten die Falcons zum gleichen Zeitpunkt bereits einen Anwalt eingeschaltet, um doch noch die Lizenz zu erhalten. Im Mai 2019 ging es nach dem sportlichen Aufstieg um das Teilnahmerecht in der Bundesliga, am Ende ließ sich die BBL aber auch nicht von den Argumenten eines Juristen überzeugen. Zwölf Monate später benötigen Nürnbergs Basketballer keinen Anwalt, sie wollen ja lediglich Mitglied der zweiten Liga bleiben. Kompliziert sind die Planungen für die nächste Saison aufgrund der Corona-Pandemie natürlich trotzdem.

Aus der vorzeitig abgebrochenen Spielzeit wird der Klub mit "einem blauen Auge" rausgehen, glaubt Trainer und Geschäftsführer Ralph Junge. Noch bis Samstag können Fans virtuelle Tickets kaufen und so zumindest ein bisschen den Schaden durch die entgangenen Einnahmen abmildern. Rund 500 haben bislang mitgemacht. Eine schöne Geste, aber natürlich zu wenig, um den ewig klammen Basketball-Standort Nürnberg entscheidend nach vorne zu bringen.

Mittleres fünfstelliges Defizit

Aufgrund des verlorenen Rechtsstreits im vergangenen Sommer "schleppen wir immer noch ein Defizit mit uns herum", sagt Junge. Eigentlich wollten sie dieses bis zum Saisonende loswerden, damit im Winter nicht erneut ein Punktabzug droht. Auch wegen der entfallenen Playoffs ist ihnen das bisher nicht gelungen, es drückt immer noch ein "mittlerer fünfstelliger Betrag".


Lizenzantrag eingereicht: Falcons lassen sich nicht lähmen


Die Rückmeldungen der Sponsoren geben zwar Anlass zur Hoffnung, dass die Falcons trotz der Krise den alten Etat einigermaßen halten können, aber eigentlich ist der Anspruch ja ein anderer: "Wir wollen aufholen im Vergleich zu anderen Vereinen", sagt Junge. Das mittelfristige Ziel bleibt die Bundesliga und nachdem es im Herbst sehr wahrscheinlich noch keinen Impfstoff gegen das Virus gibt, kommen auch kurzfristig neue Herausforderungen auf die Falcons zu, vermutet Junge. "Wenn es dann Hygieneauflagen für die Spiele gibt, werden wir einen höheren Etat brauchen."

Saisonstart nur mit Zuschauern

Sofern im Herbst der Betrieb in der 2. Basketball-Bundesliga überhaupt schon wieder aufgenommen wird. "Wir planen Alternativ-Spielpläne, falls wir nicht im September beginnen können", sagt Christian Krings, Geschäftsführer der Pro A. Laut Ralph Junge hätten die Vereine diesbezüglich einstimmig eine "Grundsatzentscheidung" getroffen. "Es gibt die klare Ansage, dass wir den Saisonstart eher verschieben als Geisterspiele auszutragen", sagt er. Sowohl "atmosphärisch als auch finanziell" hält er Zuschauer für eine Grundbedingung. Mit "sechs bis acht Wochen Verspätung", so die ersten Überlegungen, könnte es losgehen, um trotzdem noch bis Frühling 2021 fertig zu werden. Noch extremere Szenarien will aktuell noch niemand diskutieren.

Unabhängig davon, ob es im September, Oktober oder sogar erst im November losgeht: In die neue Halle am Tillypark werden die Falcons erst nächstes Jahr umziehen können. Im Januar oder Februar soll sie bezugsfertig sein, sofern es die Auflagen zulassen, will Junge dann aber auch nicht länger warten. "Wir ziehen um, sobald wir können", sagt er. Nachdem sich die Ansprechpartner bei der Stadt nach der Wahl aber gerade neu sortieren, gibt es noch viele Details zu klären.

Ohne Sanders und Pongó?

Weiter vorangegangen sind dagegen schon die Personalplanungen. Neben den bisher genannten Jonathan Maier, Sebastian Schröder und Jackson Kent zählt Junge auch Matthew Meredith, Phillip Daubner und Manuel Feuerpfeil zum Kern des neuen Aufgebots. Moritz Sanders zieht es in die Bundesliga, genau wie bei Stephan Haukohl wird es wohl darauf ankommen, ob es das passende Angebot gibt. Auch Marcell Pongó dürfte nach Höherem streben, in seiner Heimat könnte der ungarische Nationalspieler bei einem Klub vermutlich auch international spielen. 

Wer die Mannschaft vervollständigt, wird sich also wie so oft erst im Spätsommer klären. Wenn absehbar ist, wie viel Etat den Falcons zur Verfügung steht - und wann die Saison wirklich losgeht.

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