Nach Niederlage beim FC Bayern
Ein 1:4 als Mutmacher: Das Kleeblatt unterstreicht seine Entwicklung
21.2.2022, 14:45 UhrWie unterschiedlich man ein 4:1 interpretieren kann, sah man am Sonntagabend in der zugigen Münchner Fußballarena. Auf der obligatorischen Pressekonferenz musste Julian Nagelsmann viele kritische Fragen beantworten, es ging um die durchwachsene erste Hälfte der Bayern, darum, warum man sich gegen den Tabellenletzten so schwergetan hatte, um die Aussichten in der Champions League und die Leistungen einzelner Spieler.
Manche Frage gefiel dem Trainer des FC Bayern so gar nicht, unter anderem die nach dem Europapokal - es war ja gerade eben ein Bundesligaspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth zu Ende gegangen. Am Ende seiner Ausführungen sagte der Münchner Trainer einen Satz, der die generelle Stimmung beim Rekordmeister Ende Februar 2022 sehr gut zusammenfasste. "Der Sieg ist sehr wichtig", betonte Nagelsmann. "Manchmal wichtiger wie die Art und Weise. Wobei die in der zweiten Halbzeit sehr gut war."
Es schien, als hätte sich der FC Bayern mit dem am Ende zu deutlichen Erfolg gegen den Tabellenletzten gerade noch so gerettet - vor einer kleinen Krise mit den unvermeidbaren Fragen und medialen Diskussionen. Dass es überhaupt soweit kam, lag allerdings nicht nur, wie mancher Beobachter und Fan analysierte, am FC Bayern, sondern auch an dessen Herausforderer. Am Kleeblatt, das kurz davor war, mehr aus München mitzunehmen als gute Erkenntnisse und lobende Worte vom Rekordmeister.
Entsprechend groß war die Enttäuschung auch am Tag danach noch - bei allem Stolz auf diesen mutigen Auftritt. "Wir wissen, dass viel zusammenpassen muss, um Bayern München zu schlagen. Gerade in der Allianz Arena", sagte Stefan Leitl nach dem Auslaufen am Montagvormittag. Nach einer Nacht Schlaf und einer ausgiebigen Analyse. "Wir waren sehr nah dran, das Ergebnis ist eindeutig zu hoch ausgefallen und spiegelt nicht die Leistung meiner Mannschaft wider."
Vor der Reise nach München hatte der Fürther Trainer lange über die richtige Herangehensweise gegrübelt - und sich dann für die gleiche wie in den vergangenen Wochen entschieden. Taktisch wie personell. "Wir haben damit eine gewisse Stabilität, die Jungs sind eingespielt, die Abläufe passen", betonte Leitl, der sah, wie seine Spieler es mit Leidenschaft und Disziplin schafften, den FC Bayern vor Herausforderungen zu stellen - und der unangenehme Gegner zu sein, der man sein wollte.
Spätestens mit seinem verwandelten Freistoß zum 0:1 in der 42. Minute nahm Branimir Hrgota seinen Trainer dann mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. In der Kabine spürten sie alle, Trainer wie Mannschaft, dass da etwas gehen könnte, dass sie nur noch 45 Minuten von einem Erfolg beim FC Bayern entfernt waren - um dann kurz nach Wiederanpfiff den Ausgleich zu kassieren. Und eine Viertelstunde später das 1:2. Durch ein Eigentor.
"Es ist emotional brutal, wenn Du in der Halbzeit führst und Dir Hoffnungen machst", sagte Leitl, der dann doch sehr geknickt war nach der Niederlage, die nach zwei weiteren Toren der Bayern in der Schlussphase besiegelt war. "Insgesamt", betonte der Trainer, "war das aber eine gute Leistung, es waren viele positive Dinge dabei." Unter anderem, dass das Kleeblatt nach dem Rückstand nicht, wie manchmal in der Hinrunde, zerfiel - sondern nach der Umstellung auf eine Dreierkette wieder mehr Zugriff auf das Spiel bekam und sich mehrere Möglichkeiten auf den Ausgleich erspielte.
Mit etwas mehr Glück und Präzision im Abschluss wären die Fürther womöglich nochmal zurückgekommen in die Partie - und hätten den FC Bayern nochmal vor größere Aufgaben gestellt. Max Christiansen und Marco Meyerhöfer trafen den Pfosten, Havard Nielsens Abschluss strich nur Millimeter am Tor vorbei. "Von der Qualität waren das schon gute Chancen", so Leitl. "Wenn da einer reingeht, wird es schon nochmal spannend in der Arena."
Hadern aber wollte er nicht, es war ja, trotz der vier Gegentore und der Niederlage, ein insgesamt guter Auftritt seiner Mannschaft. Die gegen den Rekordmeister abermals bewies, dass sie sich noch lange nicht aufgegeben hat, dass sie, wie alle betonen, bis zur letzten Sekunde alles geben wird, um das Unmögliche vielleicht doch noch möglich zu machen. Um den Verein, dessen Trikot sie tragen, bestmöglich zu präsentieren - und vor allem sehr viel besser als in den ersten 17 Spielen.
Nach den Antworten auf die vielen kritischen Fragen fand Julian Nagelsmann dann auch noch Zeit, diese Entwicklung des Kleeblatts zu betonen. "Wenn sie es so schon in der Hinrunde gespielt hätten, dann hätten sie mehr Punkte", sagte der Trainer der Bayern. "Sie verteidigen sehr gut." So gut sogar, dass manchem ein 4:1 zu wenig ist.
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