Treuchtlinger Krankenhaus: Abriss oder Umbau?
14.5.2020, 06:04 UhrDas fragen sich derzeit viele Treuchtlinger. Schon am aktuell laufenden Abbruch des Pflegeheims gibt es einige Kritik – die Substanz sei noch intakt, bezahlbarer Wohnraum knapp und ein Neubau ökologisch fragwürdig. Beim alten Stadtkrankenhaus kommt hinzu, dass die Bürger viele Erinnerungen mit dem prägenden, aber angenehm zurückhaltenden und parkähnlich eingewachsenen Komplex verbinden.
Zwar sind die Reste des Ursprungsbaus von 1876, der später mit der ehemaligen Mädchen-Mittelschule verbunden und sukzessive um weitere Anbauten erweitert wurde, nur noch an wenigen Stellen im Innern zu erkennen. Allein das Vermächtnis des einstigen Stifters und Treuchtlinger Ehrenbürgers Elkan Naumburg ist für einige Bürger aber ein gewichtiges Argument für den Erhalt. Sogar von einer möglichen Bürgerinitiative ist hie und da die Rede.
Für den Abriss sprechen indes wohl der enorme Aufwand und die hohen Kosten eines Umbaus, der nötig wäre, um den Anforderungen an eine moderne Klinik – zumal für eine völlig andere Klientel – gerecht zu werden. Insbesondere der Brandschutz könnte dabei zum Knackpunkt werden. Zudem haben Stadtrat und Verwaltung nur begrenzte Möglichkeiten, dem Bezirk als Käufer des Geländes die Bebauung vorzuschreiben. Und unter Denkmalschutz steht das Ensemble ebenfalls nicht.
Bürger sollen eingebunden werden
Vorgespräche über die Frage fanden schon vor der Corona-Krise im kleinen Kreis zwischen dem ehemaligen Bürgermeister Werner Baum, seiner Nachfolgerin Kristina Becker und Vertretern der Bezirkskliniken statt. Sie sollen diese Woche wieder aufgenommen werden, schon am heutigen Donnerstag gibt es eine Ortsbegehung. Der Stadtrat könnte sich dann laut Becker in einer der beiden nächsten Sitzungen am 28. Mai oder 18. Juni mit dem Thema befassen.
Laut Rathaus-Geschäftsleiter Christian Kundinger haben "sowohl die Bezirkskliniken als auch die Stadt größtes Interesse daran, die Bürger in dieser Sache mitzunehmen". Im Bauleitverfahren sei die Beteiligung der Öffentlichkeit ohnehin zwingend, überdies soll es in den nächsten Monaten eine Informationsveranstaltung für die Anwohner geben, die auch anderen interessierten Bürgern offensteht. Da die Stadt mit mehr als 50 Besuchern rechnet, werde ein exakter Fahrplan jedoch nach wie vor durch Corona erschwert. "Ohne die Möglichkeit, dass die Bürger sich äußern, wird es auf keinen Fall laufen", so Kundinger.
Zum Thema:
Seit über 120 Jahren Teil der Stadt
Gegründet 1898, hatte das Stadtkrankenhaus nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise bis zu 124 Betten. Mit der urologischen Abteilung machte es sich über den Landkreis hinaus einen Namen. Da eine vollwertige Klinik für die Stadt aber immer teurer wurde, spezialisierte sich die Einrichtung in den vergangenen 20 Jahren auf die Altersmedizin. Zeitweise gab es eine Partnerschaft mit dem Klinikum Ingolstadt, später übernahmen die Kreiskliniken die Geschäftsführung. Die Probleme wegen der geringen Größe des Hauses blieben jedoch, sodass sich der Stadtrat 2016 für die Schließung entschied. An die Stelle des einstigen Gesundheitszentrums soll in den nächsten Jahren eine Fachklinik für Psychosomatik (Burnout und ähnliche Diagnosen) des Bezirks Mittelfranken treten.
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