Ernährungsform

Pescetarier werden: Was sind die Vor- und Nachteile?

Simone Madre

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8.12.2022, 08:50 Uhr
Was heißt Pesceterier zu sein? Das erfahren Sie in unserem Beitrag.

© IMAGO/Roman Möbius Was heißt Pesceterier zu sein? Das erfahren Sie in unserem Beitrag.

  • Pescetarier essen kein Fleisch, dafür aber Fisch und Meeresfrüchte.
  • Für die Gesundheit kann das einige Vorteile haben - es kommt aber darauf an, wo der Fisch herkommt.
  • Die Vor- und Nachteile des Pescetarismus im Überblick.

Pescetarismus: Was ist das?

Pescetarismus bezeichnet den Verzicht auf Fleisch gleichwarmer Tiere wie Schwein, Rind, Schaf und Geflügel. Fisch und Meeresfrüchte dagegen werden weiterhin konsumiert. Fisch (italienisch "pesce") steht also beim Pescetarier regelmäßig auf dem Speiseplan. Somit kann die Frage "Essen Pescetarier Fisch?" mit einem klaren "Ja" beantwortet werden. Denn das ist gerade das prägende Merkmal der Ernährungsweise.

Pescetarier-Definition: Was ist ein Pescetarier?

Pescetarier verzichten auf Fleisch und den Verzehr von gleichwarmen Tieren, aber nicht auf Fisch und andere Meerestiere. Somit gehören sie der gängigen Definition nach nicht zu den Vegetariern, manche von ihnen betrachten sich aber als solche. Pescetarier halten sich weitgehend an die Vorgaben der vegetarischen Ernährung und essen Produkte vom Tier wie Honig, Milch und Eier. Damit grenzen sie sich von der veganen Ernährungsform ab, die generell tierischen Produkte vermeidet. Allerdings wird im Gegensatz zu den Vegetariern Fisch gegessen.

Was essen Pescetarier?

Bei Pescetarier stehen viele Lebensmittel auf den Speiseplan. Dazu gehören unter anderem:

  • pflanzliche Lebensmittel
  • Vollkornprodukte
  • Getreideprodukte
  • Nudeln, Reis, Kartoffeln
  • Hülsenfrüchte
  • Obst
  • Gemüse
  • Eier, Milch und Milchprodukte
  • Fisch und Meerestiere

Pescetarier essen Fisch aus mehreren Gründen. Einige Pescetarier sehen den Grund für ihren Verzicht auf Fleisch im Gedanken an das Tierwohl in Bezug auf die Massentierhaltung begründet. Andere Menschen essen Fisch, um die ernährungsphysiologischen Vorteile von Fisch zu nutzen. Meerestiere liefern wertvolle Omega-3-Fettsäuren sowie gut verwertbares Eiweiß. Omega-3-Fettsäuren sollen sich zudem positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken und das Risiko für koronare Herzkrankheiten senken.

Die Mischung aus frischen, pflanzlichen Lebensmitteln mit hochwertigem Fisch versorgt den Menschen mit essentiellen Aminosäuren und Nährstoffen wie beispielsweise Selen, Jod, Vitamin B2 und Zink.

Pescetarier: Vor- und Nachteile

Im Folgenden werden sowohl Vor- als auch Nachteile einer pescetarischen Ernährungsweise aufgelistet.

Vorteile:

Die Vorteile einer pescetarischen Ernährung sind zum Beispiel:

Breite Auswahl

Der Speiseplan und das Angebot von Pescetariern sind deutlich größer als bei Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Somit sind sie weniger eingeschränkt in der Auswahl. In fast jedem Restaurant wird als Alternative zu Fleisch auch Fisch angeboten. Auch im Supermarkt gibt es unzählige Optionen an Fisch- und Meeresfrüchten. Die große Lebensmittelauswahl erleichtert den Einstieg in die Ernährungsform.

Ursprung und lange Tradition

Wissenschaftler bewerten den Pescetarismus als positiv, da sich auch schon unsere Vorfahren von Fisch ernährt haben. Damit kann man sich mit der pescetarische Ernährungsweise ähnlich ernähren wie in der Steinzeit - vorausgesetzt, man verzichtet auf industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker und Fertiggerichte. Das käme auch der Gesundheit zugute.

Gesundheit

Der gesundheitliche Effekt wurde bereits erwähnt. Fisch liefert Mineralstoffe, Jod, Vitamin D, Eiweiß und wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Menschen, die keinen Fisch essen, sollten ebenfalls darauf achten, ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Allerdings ist nicht jeder Fisch gesund. Mehr dazu lesen Sie bei den Nachteilen.

Nachteile:

Neben den Vorteilen gibt es aber auch einige Nachteile bei der pescetarischen Ernährung. Die Meere sind längst überfischt. Wird weiterhin so viel Fisch gegessen wie bisher, besteht die Gefahr, dass die Meere bis zum Jahr 2050 leer gefischt werden.

Dazu kommt, dass nicht jeder Fisch gesund ist. Oftmals werden Fische mit Antibiotika vollgepumpt, wenn man sich die industrielle Produktion anschaut. Denn Massentierhaltung gibt es auch bei Fischen.

Einige Fische sind so schwer mit Quecksilber belastet, dass Schwangere und Stillende keinesfalls den Fisch verzehren sollten. Zu den Fischarten gehören Schwertfisch, Hecht, Heilbutt, Rotbarsch und Thunfisch.

Ein Fisch mit hohem Fettanteil ist oftmals stärker mit Schadstoffen belastet als magere Fischsorten. Fische am oberen Ende der Nahrungskette enthalten ebenfalls mehr Quecksilber. Dies kann sich wiederum negativ auf die Gesundheit auswirken.

Auch der Beifang stellt ein Problem dar. In vielen Fischereien gibt es Beifang in erheblichem Umfang. Dies bedeutet, dass andere Arten mitgefangen und getötet werden. Das betrifft nicht nur andere Fische, sondern auch Schildkröten, Seevögel und Delphine.

Viele Fische werden mit Fischmehl anderer Futterfische gefüttert, die ebenfalls gefangen werden müssen. Dadurch wird ersichtlich, dass es auch beim Thema Fischfang viele Schattenseiten gibt. Es lohnt sich immer eine umfassende Auseinandersetzung mit der Materie – denn unsere Ernährung hat weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit und das Leben auf der Erde.

Pescetarismus als Schritt in die richtige Richtung

Pescetarier gehen aus einer nachhaltigen Perspektive einen Schritt in die richtige Richtung, da sie kein Fleisch essen. Die Massentierhaltung von Schweinen und Kühen und deren Fütterung bringt einen großen CO2-Abdruck mit sich. Die Bilanz sieht bei Fisch und Meeresfrüchten besser aus als bei Rind, teilweise auch besser als beim Schwein. Das zeigt eine Statistik des Instituts für Energie- und Umweltforschung. Dabei kommt es aber auch auf die Haltung der Fische an. Fisch aus einer Aquakultur hat demnach 5,1 Kilogramm CO2-Äquivalente je Kilogramm Fisch. Bei gefrorenem Wildfang als Massenware sind es 2,4. Bio-Schweinefleisch kommt auf 5,1, Hähnchen auf 5,5 und Rindfleisch auf 13,6 je Kilogramm.

Der Verzicht auf Fleisch hat nicht nur positive Auswirkungen auf die eigene Gesundheit, sondern bietet auch Vorteile für Tierwohl und die Umwelt. Daher hat der Pescetarismus sowohl einen positiven Effekt auf den Menschen als auch auf die Natur.

Worauf sollten Pescetarier achten?

Pescetarier sollten auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung achten, frische Zutaten verwenden und Zeit für Ernährung investieren, um ein Nährstoffdefizit zu vermeiden.

Pescetarier sollten zudem den Fokus auf unverarbeitete Lebensmittel legen und den Verzehr von Fertigprodukten wie Fischstäbchen oder panierten Fischfilets reduzieren.

Fisch-Vegetarier sollten sich weiterhin bewusst sein, dass der Fischverzehr Nachteile birgt. Beifang, Überfischung und Aquakulturen sind einige Schattenseiten. Bei Letztgenanntem werden Tiere auf engem Raum gezüchtet, wachsen unter gewaltsamen Bedingungen auf und werden mit Antibiotika gefüttert.

Wie oft sollte man Fisch konsumieren?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt ein- bis zweimal pro Woche den Verzehr von Fisch.

Die DGE betont den positiven Einfluss von Fischverzehr auf teilweise durch Ernährungsbedingte Krankheiten. Demnach kann ein regelmäßiger Fischkonsum (vor allem fettreicher Fisch) das Risiko für Herzinfarkte, ischämische Schlaganfälle und Fettstoffwechselstörungen mindern. Die DGE empfiehlt zwei Portionen Fisch in der Woche, davon 70 Gramm fettreichen Seefisch wie beispielsweise Makrele, Hering oder Lachs.

Dennoch weist auch die DGE darauf hin, dass beim Kauf von Fisch immer auf eine nachhaltige Herkunft geachtet werden soll.

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