Gesundheit
Wie gefährlich ist Folsäuremangel wirklich?
11.8.2022, 06:56 UhrIn diesem Artikel:
Insbesondere im Zusammenhang mit schwangeren Frauen hört man häufig von einem Folsäuremangel und den verheerenden Folgen. Aus Folsäuremangel entsteht nicht nur eine gefährliche Blutarmut, sondern in der Schwangerschaft drohen für den Neugeborenen schwere Entwicklungsstörungen des Nervengewebes. Welche Auswirkungen hat ein Folsäuremangel beim weiblichen und männlichen Geschlecht? Wie kann man diesem erfolgreich entgegenwirken?
Was ist Folsäure?
Folsäure (auch bekannt als Vitamin B9) ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine und relevant für das Wachstum oder die Vermehrung von Zellen. Gleichzeitig ist Folsäure wichtig für die Herstellung der weißen und roten Blutkörperchen. Das Vitamin kann vom Körper selbst nicht hergestellt werden, sodass es mit der Nahrung aufgenommen werden muss.
Was ist Folsäuremangel?
Ein Folsäuremangel ist demnach eine Mangelerkrankung, die durch eine geringe Folsäure-Zufuhr oder durch einen erhöhten Bedarf an Folsäure verursacht wird. Letzteres ist etwa in der Schwangerschaft der Fall, sodass hier eine ausreichende Versorgung mit Folsäure wichtiger denn je ist.
Folsäuremangel ist demnach eine Vitaminmangelerkrankung durch eine Unterversorgung mit Folsäure. Da Folsäure eine große Rolle bei der Blutbildung spielt, kann anhaltender Folsäuremangel zu Anämie (Blutarmut) führen. Insbesondere für den Embryo ist die Folsäure von Bedeutung, damit sich das Nervengewebe gesund entwickeln kann. Mit einer unzureichenden Folsäure-Versorgung drohen dem Embryo Schäden bei der Entwicklung von DNA, Zellen oder dem Blut. Die wohl bekannteste Folge sind ein offener Rücken (spina bifada), bei der eine Stelle der Wirbelsäule geöffnet bleibt und die Kinder körperlich stark eingeschränkt sind. Auch die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte wird durch einen Mangel mit Folsäure begünstigt.
Folsäuremangel: Das sind die Symptome
Bei einem Folsäuremangel funktionieren die roten Blutkörperchen mangelhaft, sodass es zu einer Blutarmut kommt. Insbesondere Müdigkeit ist ein erster Hinweis auf eine folsäuremangelbedingte Blutarmut.
Symptome des Vitaminmangels sind außerdem:
- Blässe
- Kribbeln oder Brennen auf der Zunge
- Entzündlich gerötete und glatte Zunge
- Haarausfall
- Atembeschwerden
- Abwehrschwäche
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Erhöhte Blutungsneigung
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- Durchfall
- Entzündung der Schleimhäute (vor allem der Darmschleimhaut)
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Vergesslichkeit
- Herzrhythmusstörungen oder Atemnot in schweren Fällen aufgrund zu wenig Sauerstoff
Durch die erhöhte Blutneigung kann es zu einer punktförmigen Einblutung auf der Haut, vermehrten Blutergüssen oder Schleimhautblutungen kommen. Gleichzeitig erhöht sich auch die Infektanfälligkeit deutlich.
Folsäuremangel erzeugt auch Symptome, die die Psyche beeinflussen. Dazu gehören neben Müdigkeit und Erschöpfung auch eine erhöhte Reizbarkeit oder Depressionen. Zudem können aus einem anhaltenden Folsäuremangel auch neurologische Symptome im späteren Lebensalter wie Alzheimer oder Parkinson auftreten.
Folsäuremangel und eine Gewichtszunahme stehen selten im Zusammenhang. Häufiger verlieren Betroffene eher an Gewicht. Folsäuremangel kann zwar keine Gewichtszunahme verursachen, jedoch verwechseln Frauen diese häufig mit Wassereinlagerungen während des Zyklus vor der Schwangerschaft. Auch Wechselwirkungen zwischen Folsäure und Medikamenten sind nicht bekannt.
Folsäuremangel und Muskelschmerzen hängen ebenfalls nicht zusammen. Muskelschmerzen oder Muskelschwäche sind eher bei einem Vitamin-D-Mangel, Vitamin-B1-Mangel, Vitamin-B2-Mangel oder Vitamin B6-Mangel typische Symptome.
Folsäuremangel und Schwitzen: Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure kann Hitzewallungen und Schweißanfälle lindern. Schwitzen gehört jedoch nicht zu den klassischen Symptomen einer Mangelerscheinung. Hitzeempfindlichkeiten und Schwitzen treten häufig bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf, die wiederum einen Folsäuremangel begünstigt.
Folsäuremangel - Diagnose
Um einen Folsäuremangel zu diagnostizieren, wird meist das Aussehen der roten Blutkörperchen analysiert. Wenn ein Folsäuremangel und eine Anämie vorliegen, sind die roten Blutkörper meist vergrößert. Genau das lässt sich im Blutbild leicht nachweisen und stellt ein wichtiges Indiz für einen Folsäuremangel dar.
Wenn ein Folsäuremangel vom Arzt bestätigt wurde, können Betroffene medizinische Präparate mit Vitamin B9 oder Vitamin B12 zu sich nehmen, um den Folsäure-Spiegel zu erhöhen. Das Vitamin B12 ist in der Lage, Folsäure zu reaktivieren.
Ursachen für Folsäuremangel
Ein Folsäuremangel ist relativ selten, kann jedoch unter bestimmten Umständen auftreten:
- Alkoholismus
- Mangelernährung oder einseitige Ernährung
- Bei Schwangerschaft oder in der Stillzeit durch erhöhten Folsäurebedarf
- Bei lang andauernder Antibiotikatherapie
- Schwere Verdauungsstörungen
- Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Bei Chemotherapie beziehungsweise Behandlungen mit Methotrexat
- Einnahme bestimmter Medikamente (Krebs- und Rheuma-Medikamente oder Antibabypille)
Bei Krebserkrankungen wird mitunter sogar ein Folsäuremangel bewusst herbeigeführt. Dazu werden Folsäure-Antagonisten eingesetzt, um die Wirkung von Folsäure aufzuheben und den bösartigen Tumor zu therapieren. Der Krebs kann nämlich ohne die Folsäure keine Erbsubstanz ausbilden und somit hoffentlich auch keine neuen Tumorzellen produzieren.
Folsäuremangel bei der Frau
Folsäure ist wichtig für die Zellteilung und Neubildung von Zellen. Gleichzeitig spielt die Folsäure eine entscheidende Rolle beim Vitamin-B12- und Eisen-Stoffwechsel. Zudem leistet Folsäure Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Früh- und Fehlgeburten sowie Neuralrohrdefekten oder Missbildungen beim neugeborenen Kind. Schwangere Frauen haben allerdings einen doppelt so hohen Bedarf an Folsäure. Vor allem eine einseitige Ernährung könnte schwerwiegende Folgen für das Neugeborene haben. Eine ausreichende Folsäure-Zufuhr ist daher sowohl bei Frauen mit einem Kinderwunsch als auch bei Schwangeren oder stillenden Frauen von zentraler Bedeutung.
Folsäuremangel beim Mann
Aber nicht nur Frauen brauchen Folsäure. Denn auch für Männer sind die Vitamine sehr wichtig. Warum ist eine ausreichende Folsäure-Zufuhr auch für das männliche Geschlecht relevant? Auch Männer sollten Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Schließlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch heute noch die Todesursache Nummer 1.
Folsäure führt zu einer besseren Spermaqualität. Unter einer Spermaqualität bezeichnet man die Anzahl der Spermien, deren Schnelligkeit und Beweglichkeit. Folsäure kann die Spermazahl signifikant erhöhen. Da Folsäure für das Erbgut zuständig ist, unterstützt es auch die DNA-Synthese. Bei einem dauerhaften Folsäuremangel kann es zu einem eingeschränkten oder fehlerhaften Erbgut kommen, woraus sich beim Embryo sogar eine Behinderung entwickeln könnte. Männer sollten circa 400 Mikrogramm Folsäure täglich verzehren.