Dennoch haben die vielen Enttäuschungen, Fehltritte und der Beinahe-Abstieg der vergangenen Saison Spuren bei den Fans hinterlassen. Obwohl die Liebe zum Club bei 43 Prozent der User unverändert vorhanden ist - und sie den FCN sogar für jenes Wandeln zwischen den Extremen lieben, hat sich Nürnbergs Traditionsverein seinen Kredit bei 38 Prozent der Leser verspielt.
Trainer-Fails und beliebte Springer
Begonnen hat diese Saison, welche die schlechteste in der jüngeren Vergangenheit des Vereins werden sollte, unter Trainer Damir Canadi, der bei seiner Präsentation als "Wunschkandidat" angepriesen wurde. Allerdings endete bereits nach zwölf Spieltagen sein Engagement beim Club; die Bilanz: 14 Punkte in elf Spielen (durchschnittlich 1,27 Zähler pro Partie), eine Tordifferenz von 20:22 und 1,8 Torerfolge pro Begegnung.
Diese Zahlen weckten auch bei den Usern keine Freudeschreie, seine Arbeit beim FCN wurde hauptsächlich mit Fünfern, dicht gefolgt von Vierern und Sechsern bewertet. Einige wenige vergaben Dreier, Zweier und Einser waren Mangelware.
Auf Canadi und den interimsweise einspringenden Marek Mintal folgte Jens Keller. Der 49-Jährige stabilisierte die Defensive (im Schnitt 0,2 Gegentore weniger pro Partie), allerdings schlug sich diese Ausrichtung negativ auf die Offensive aus: Nur 25 Treffer glückten dem Club in 22 Partien unter dem früheren Schanzer-Coach - sicherlich auch einer der Gründe, warum Keller bei der Relegation gegen seinen Ex-Klub nicht mehr auf der Trainerbank des FCN saß.
Sein Zeugnis fällt noch schlechter aus als das seines Vorgängers: Am häufigsten wurde die Amtszeit von Jens Keller mit der Note sechs bewertet, aber auch Fünfer und Vierer regnete es förmlich. Dreier gab es zumindest noch ein paar, die guten Noten musste man aber wirklich mit der Lupe suchen.
Auf deutlich mehr Begeisterung stieß das Interims-Trainerduo Michael Wiesinger und Marek Mintal, das unter der Komponente Identifikation für die beiden Duelle mit den Schanzern installiert worden waren, trotz der fragwürdigen Leistung des Teams im Relegationsrückspiel. Vor allem mit Zweiern wurde die Arbeit der beiden bewertet, gefolgt von Dreiern und Einsern. Allerdings gab es zumindest auch einige Vierer und Fünfer, in der Summe zeigten sich die User mit den beiden Identifikationsfiguren aber zufrieden.
Fehltritte und Neuzugänge
Während der neue und mittlerweile bereits wieder ehemalige Sportvorstand Robert Palikuca mit der Auswahl der Interimtrainer ein weitgehend glückliches Händchen bewies, leistete er sich bei der Wahl des Chefcoaches gleich zwei Fehltritte, die beinahe im Abstieg in die dritte Liga geendet hätten. Auch seine Transferpolitik und Kaderzusammenstellung wird aus dem Umfeld des Altmeisters als zu unausgewogen kritisiert. Dementsprechend wird Palikucas Arbeit beim Club hauptsächlich als ausreichend bewertet, doch auch mangelhafte und ungenügende Zensuren gab es zuhauf.
Rund 7,45 Millionen Euro investierte der Sportvorstand im vergangenen Sommer für 15 externe Neuzugänge - darunter drei Leihspieler, die den Club nach der Saison allesamt (vorerst) verlassen haben. Obwohl einige Fehlgriffe dabei waren, gelangen Robert Palikuca auch einige wertvolle Transfers, die beim FCN in einer dunklen Saison zumindest hin und wieder für Lichtblicke sorgen. Robin Hack ist es, der Dreiviertel der User überzeugen konnte. Mit 14 Prozent liegt Tim Handwerker auf Platz zwei, Asger Sörensen auf Platz drei. Nicht in die Abstimmung einbezogen wurde unter anderem Konstantinos Mavropanos, der im Winter nach Nürnberg kam und für mehr Stabilität in einer oft wackeligen Abwehr sorgte.
Problemfelder, Transfers und der neue Sportvorstand
Mit bisher sieben Abgängen, fünf Leih-Rückkehrern und keinem externen Neuzugang verfügt der 1. FC Nürnberg aktuell für die neue Saison bereits über einen 27-köpfigen Kader. Das Aufgebot beinhaltet nach aktuellem Stand drei Torhüter, sieben Verteidiger, sieben zentrale Mittelfeldspieler und zehn (Flügel-) Stürmer. Besonders im Sturm (33 %) aber auch im zentralen Mittelfeld (30 %) sehen die User Nachholbedarf, während 16 Prozent auch die Innenverteidigung Sorgen bereitet.
Ungeachtet der Position, gibt es natürlich auch bestimmte Leistungskomponenten, die dem FCN in der vergangenen Saison fehlte und die mögliche Neuzugänge mitbringen sollten. So vermissten die User vor allem die Vollstreckerqualität im Abschluss (24 %), Mentalität und Identifikation (23 %) wie auch Dynamik und Tempo (22 %).
Um solche Neuzugänge zu finden, den Umbruch beim Club einzuleiten und den Verein zu seinen Ansprüchen zurückzuführen, braucht auch der zukünftige Sportvorstand gewisse Qualitäten. Am wichtigen ist den Usern, dass dieser ein Manager und Stratege ist (46 %), die Identifikation mit dem Verein folgt auf Platz zwei (28 %). Langjährige Erfahrung (20 %) können - laut Ihrer Meinung - ebenso hinten angestellt werden wie ein ambitioniertes Profil (6 %).
Zukunftsmusik und (noch) ungebrochene Liebe
Die Saison 2019/20 ist also halbwegs abgehakt, die kommende Spielzeit birgt eine neue Chance für den Club. Obwohl die Frage nach der Zweitliga-Platzierung des FCN in einem Jahr zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der noch vakanten des Sportvorstands und Trainers schwer zu beantworten ist, haben wir sie dennoch gestellt und von 574 Usern Rückmeldung bekommen.
Die meisten rechnen mit Tabellenrang zehn, doch auch Plätze zwischen fünf und neun werden als relativ wahrscheinlich angesehen. Mit einer erneuten (Fast-)Katastrophe, dem Sturz auf die letzten drei Plätzen des Zweitliga-Klassements, rechnen die wenigsten, manche träumen sogar vom Direktaufstieg. In der Summe trauen die Fans dem FCN also einen Rang im Mittelfeld zu, unter Anbetracht der eigentlichen Ansprüche des Vereins eigentlich zu wenig, mit Blick auf die vergangene Saison aber vielleicht genau das, was der Club jetzt braucht.
Obwohl der FCN am Ende im Relegationsrückspiel in Ingolstadt enormes Glück hatte, behauptet auch nach der Spielzeit 2019/20 die Vielzahl der altmeisterlichen Anhänger: Der Club is' a Depp! Der Meinung sind zumindest 68 Prozent der User, sie lieben - so ähnlich geht der Satz ja auch weiter - ihren Club aber natürlich trotzdem. Nur 26 Prozent sind derweil der Meinung, dass der FCN kein größerer Depp als Hamburg oder Schalke ist.
Insgesamt wird in unseren Umfragen die Unzufriedenheit der Fans über die vergangene Club-Saison, die Verantwortlichen und das Auftreten der Mannschaft deutlich. Die Liebe zum FCN? Ist aber dennoch ungebrochen. Damit nicht eine weitere katastrophale Saison auf die Club-Anhänger zukommt, hat der Verein nun aber viel Arbeit und zahlreiche Personalentscheidungen vor sich.