Der ewige Petrak: Hat der Dienstälteste eine Zukunft beim FCN?
19.7.2020, 05:52 UhrWeil Ondrej Petraks Qualitäten beim Club nicht mehr gefragt und schon längere Zeit nicht mehr sichtbar waren, hatten sie ihn Ende Januar verliehen. Zu Dynamo, nach Dresden, wo der passsichere Tscheche seine Qualitäten in der Restrückrunde anschließend fast durchgängig zeigen durfte. In der Umsetzung sah dies dann auch oft recht gut aus. Freilich, ohne die SGD - bereits vor Petraks Engagement Schlusslicht im Unterhaus - vor dem Sturz in die Drittklassigkeit zu bewahren.
Dresden, Kreta, Club
Eine Weiterbeschäftigung in Sachsen - Dynamo hatte sich zu Jahresbeginn eine Kaufoption für den Aufbauhelfer gesichert - ist durch den Dresdner Abstieg vom Tisch, zusammen mit 16 anderen Spielern wurde der Ballverteiler nach Abschluss der Zweitliga-Runde aus Elbflorenz verabschiedet. Petrak ist wieder Nürnberger. Zumal der Urlaub mit Langzeitfreundin Nikola an der Nordküste Kretas vorbei und er selbst - wie Petrak auf Instagram schreibt - bereit ist für die Saisonvorbereitung.
Dass die letzten Club-Trainer kaum auf den Prager setzten, dessen Unaufgeregtheit im Vortrag immer wieder zum pomadigen Auftritt gerät, hatte Petrak im Januar auf die nicht nur imaginäre Streichliste gesetzt. Der Sicherheitsexperte, der in seinem Radius den zuverlässigen Ball zum Nebenmann sucht, entspricht seit geraumer Zeit nicht mehr dem, was man sich beim FCN in Sachen Spielentwicklung so vorstellt. In der zurückliegenden Zweitliga-Saison kam der Zentrumsakteur in nur drei Matches für den Club zum Zug, 121 Minuten stand Petrak für den FCN in dieser Runde auf dem Platz.
Einzig Marek Mintal - im Tandem mit Michael Wiesinger jüngst Nürnbergs erfolgreicher Nothelfer und nach dem Canadi-Aus gegen Bielefeld für die Anfangsformation des Altmeisters verantwortlich - beorderte ihn in die Startelf. Dass der Heimauftritt gegen den Liga-Primus dann so fürchterlich floppte, war natürlich nicht nur dem fehlenden Zugriff des Tschechen geschuldet, aber zumindest ein Teil der traurigen Wahrheit.
Ein Lichtblick, der heller als Kimmich wirkte
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass sich der einst von Slavia Prag an den Neuen Zabo gewechselte Nürnberg-Routinier in 135 Pflichtspielen auch Verdienste um den Club erworben hat. In der zweiten Saisonhälfte 2013/14 war Petrak der Lichtblick der oft wackligen Abwehr des späteren Absteigers. Im April 2018 half Petrak dem FCN mit seinem Tor gegen Braunschweig zurück in die Erstklassigkeit.
Besonders wertvoll für den Club wurde der so oft nur Sicherheitsbälle spielende Sicherheitsbeauftragte, wenn er sein Phlegma ablegte. Wenn er bei gleichbleibend hoher Passquote Dynamik, Durchschlagskraft und Geradlinigkeit gegen und mit dem Ball entwickelte. Etwas, was ein überragender Petrak einst bei der U21-EM etwa auch gegen den damals Bald-Bayern Joshua Kimmich eindrucksvoll auf den Platz brachte. Oder in der Aufstiegssaison, als er im Finish einer formidablen Spielzeit zur Stütze des von Michael Köllner angeleiteten FCN wurde - und entsprechend aufgerückt den Ball ins rechte Eck des Braunschweiger Kastens beförderte.
Noch immer ein Streichkandidat?
Der entscheidende Durchbruch, die von vielen Trainern erhoffte Entwicklung vom Talent zum Führungsspieler, ist dem oft verzagten Tschechen beim Club bislang trotzdem nicht gelungen. Auch nicht in der vergangenen Saison, als am ersten Spieltag ein Kopfball des Eingewechselten auf den Dresdner Querbalken klatschte. Jetzt ist der 28-jährige Nürnberg-Routinier zurück. Von Dynamo, von Kreta, zurück im Aufgebot des mit viel Glück nicht abgestiegenen FCN. Bei dem Verein, bei dem sich Petrak auch aufgrund der Nähe zu Prag eigentlich immer heimisch fühlte. Ob das noch immer der Fall ist - noch länger so bleibt? Steht Petrak weiterhin, noch vor der Installation eines neuen Sportvorstands und eines neuen Trainers, auf der Streichliste? Weil man in den letzten beiden Jahren unzufrieden mit ihm war. Jetzt, wo doch neu durchgemischt wird.
Ein "sinnvoller Wechsel"
Mit Simon Rhein kommt ein ebenfalls im Defensivzentrum beheimateter Spieler in die Noris zurück. Mit Patrick Erras, dessen Vertrag am Valznerweiher ausgelaufen ist, wird diese ein Spieler aller Voraussicht nach verlassen. "Ondrej hätte in der aktuellen Konstellation nur wenig Einsatzzeit bekommen. Deshalb ist sein Wechsel in alle Richtungen nachvollziehbar und sinnvoll", hatte Robert Palikuca, Nürnbergs nun scheidender Sportvorstand, im Januar zur Kenntnis gegeben. Als die Reduzierung des aufgeblähten Kaders auf der altmeisterlichen Agenda stand, was noch immer ein Thema ist. Und den Mann gemeint, der schon immer da war. Beim Club, zumindest gefühlt.
Einem Wechsel hat sich Petrak bislang immer verweigert, dadurch auch schon mal seinen Berater vergrault. Bei welchem Verein er die anstehende Saisonvorbereitung in Angriff nehmen möchte, hat Ondrej Petrak unter sein Urlaubsbild diesmal dennoch nicht geschrieben.
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