Ganz großes Kopf-Kino mit Jogo Pausch und Anja Seidel

SCHWABACH - Anja Seidel und Yogo Pausch haben junges und etwas älteres Publikum mit einer außergewöhnlichen Inszenierung des „Dschungelbuchs“ bei LesArt ins Dickicht des Urwalds entführt.

Balu, der Bär, spricht kölsch. Eine Tröte von der Fürther Kärwa kündigt die Affen an. Wenn Ka das Unterholz unsicher macht, geheimnisvoll züngelt und per Geschlängel die Wildnis hypnotisiert, dann tanzt ein dünnes Rohr durch die Luft, das aus durchgepfiffenem Atem Obertöne macht.

Der variantenreiche Stimmeinsatz der Radio-Moderatorin Anja Seidel und die erstaunliche Sound-Kulisse des kreativen Schlagzeugers Jogo Pausch erweckten das zum Leben, was Autor Ruyard Kipling schon literarisch gelungen war: ein Meisterwerk für die Sinne. Übrigens völlig jenseits der Disney-Zeichentrick-Version. Seidel und Pausch gelingt das Unglaubliche: Sie lassen ganz neue Bilder entstehen.

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Vor dem geistigen Auge ebenso, wie auf dem Trommelfell. Mit dem afrikanischen Daumenpiano erzeugt Pausch einen einmaligen Ton, der immer erklingt, wenn Mogli sich wundert. Ein Kalimbaphon kündigt das Wolfsrudel an. Das Flexaton klingt wie die singende Säge und begleitet den Tanz der Ka. Pausch setzt auch einen völlig unbekannten Geräuschkörper aus der Tiefe des Freistaats ein: Der „Waldteufel“ stammt aus dem Bayerischen Wald. Eine kleine Trommel hängt als Resonanzkörper am Ende einer Schnur. Ein Zug und es knarzt. Sofort weiß jeder: Mogli öffnet eine Schatztruhe.

Wenn Anja Seidel den Klassiker liest und Yogo Pausch dazu die Klänge liefert, dann wird der Dschungel lebendig: Wolfsgeheul dringt ans Ohr, der weise Panther Baghira streift durch die Stuhlreihen und Shir Khan, der gefährliche Tiger, springt von der Galerie. Ganz großes Kopf-Kino.