Kunstgenuss mit Gerd Anthoff und Christoph Declara
4.11.2014, 08:51 UhrWar die LesArt nun bereits eröffnet oder hat das der Oberbürgermeister besorgt? Den offiziellen Startschuss hat laut Programmheft in der Tat Matthias Thürauf gegeben. Dort ist der Sonntagabend als Auftakt angekündigt worden. Doch schon bei der Verleihung des Nachwuchsliteraturpreises Tags zuvor hatte es geheißen: „Die LesArt ist eröffnet.“ Eins ist aber völlig sicher: Trotz ihrer Unterschiedlichkeit waren beide Veranstaltungen absolut würdig, die 18. LesArt in Schwabach einzuläuten. „Nun ist das Erfolgsmodell volljährig“, meinte Matthias Thürauf.
Das Publikum erlebte am Sonntag einen höchst genussvollen Abend mit wunderbarer Musik und einer Lesung, die jeden in ihren Bann zog. Anlässlich des 300. Geburtstags des Komponisten Christoph Willibald Gluck trug der Schauspieler Gerd Anthoff die Kurzgeschichte „Ritter Gluck“ vor. Keineswegs nur begleitet hat Pianist Christoph Declara den Vortrag Anthoffs. Er verlieh ihm mit Klavierwerken von Franz Liszt und Robert Schuhmann einen eigenständigen Zauber, der noch lange im Bürgerhaus nachklang. Die Lesung und das phänomenale Klavierspiel ergänzten sich zu einer phantastischen Vorstellung, wie man sie nur ganz selten erlebt. Ein lautes, dreifaches „Bravo" für die LesArt-Programm-Macher.
Ein faszinierender Abend, der literarisch wie musikalisch den Bogen spannte von der Gluck‘schen Vorklassik bis zur Romantik von Liszt und Schumann. E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Ritter Gluck“ aus dem Jahre 1809 spiegelt die Bewunderung des romantischen Schriftstellers für den ein Vierteljahrhundert zuvor verstorbenen Komponisten Christoph Willibald Gluck wider. Der Ich-Erzähler, ein Musikenthusiast im Berlin des angehenden 19. Jahrhunderts, begegnet dort mehrfach ganz zufällig einem mysteriösen Unbekannten, der ihn mit einer auf dem Klavier von leeren Notenblättern gespielten kongenialen Interpretation der Gluck-Oper „Armida“ verblüfft, spukhaft verschwindet und im Rokokokostüm als Christoph Willibald Gluck wieder erscheint.
Gerd Anthoff wird vielen TV-Spezialisten gut bekannt sein. Er ist einer der großen bayerischen Schauspieler mit bundesweiter Wirkung. In der Kult-Krimi-Serie „Der Bulle von Tölz“ erschuf er mit dem zwielichtigen Bauunternehmer Toni Rambold einen der typisch-abgründigen Charaktere, welche die Serie zum Straßenfeger machten. Bis heute gehört Anthoff zu den beliebtesten Charakterdarstellern Deutschlands. Er spielte an den Münchner Kammerspielen, am Volkstheater und am Gärtnerplatztheater in der Landeshauptstadt sowie bei den Salzburger Festspielen.
Bis 2011 war der 68-Jährige Ensemble-Mitglied am Bayerischen Staatsschauspiel. 1995 erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis, 2003 den Adolf-Grimme-Preis. In Schwabach las er kraftvoll. Sein Vortag war darauf angelegt, der geheimnisvollen Begegnung zwischen dem Ich-Erzähler und dem unbekannten Virtuosen zusätzliche Spannung zu verleihen.
Pianist Christoph Declara erhielt seine pianistische Ausbildung an der Universität Mozarteum in Salzburg bei Prof. Christoph Lieske und Prof. Pavel Gililov, als dessen Assistent er derzeit Lehraufträge am Mozarteum sowie an der Musikhochschule in Köln innehat. Er debütierte im Alter von 14 Jahren mit Beethovens Fünftem Klavierkonzert. Seither war der heute 31-Jährige regelmäßig Solist bei diversen Orchestern im In- und Ausland, wie zum Beispiel dem New York Concert Artists Orchestra, den Hofer Symphonikern und dem Symphonieorchester der Universität Mozarteum. Er spielte unter Dirigenten wie Dennis Russell Davies, Max Pommer, Eduard Zilberkant und Roger Boggasch. Declara ist Preisträger des Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerbs in Pörtschach am Wörthersee und dem Klavierwettbewerb der Hildegard-Maschmann-Stiftung.
2010 erschien seine CD „Debüt“ bei festivo records mit Werken von Johannes Brahms und Sofia Gubaidulina. Die Fachzeitschrift „FonoForum“ bewertete diese Einspielung im April 2011 mit fünf von fünf möglichen Sternen. In Schwabach brillierte er mit dem „Ersten Mephistowalzer – Der Tanz in der Dorfschenke“ und der „Wilden Jagd“ von Franz Liszt. Außerdem von Robert Schumann „Thema mit fünf Variationen“ und „Nachtstücke“. Das Attribut „Weltklasse“ ist für Declaras Spiel an diesem Schwabacher Abend absolut gerechtfertigt.
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